"disco": Vor 40 Jahren ging der Spot an

Mainz (dpa) - „Licht aus - Spot an!“ Ilja Richters Ausruf in seinen „disco“-Sendungen ist legendär. Auch wenn die letzte Ausgabe der Musikshow schon 1982 über die Bildschirme flimmerte, können sich viele Zuschauer noch an den Moderator erinnern.

Stets im Anzug und mit Schlips oder Fliege präsentierte der junge Richter das wilde Potpourri aus Pop, Rock und Schlagern, gemixt mit Slapstick, Sketchen und einem Quiz. Vor 40 Jahren, am 13. Februar 1971, begrüßte der damals 18 Jahre alte Schlaks zum ersten Mal das „disco“-Publikum. Seine höflichen Worte wurden später zum Kult und Ritual. „Einen wunderschönen guten Abend, meine Damen und Herren. Hallo, Freunde“, begann Richter seine Show - die Fans im Publikum und vor den Fernsehern im Wohnzimmer antworteten im Chor: „Hallo, Ilja!“

Eine Kultsendung, ein Kultmoderator ­ zwei Gründe für das ZDF, das Jubiläum „40 Jahre disco“ mit einer langen „Kultnacht“ (vom Samstag auf Sonntag ab 0.20 Uhr) zu feiern. Auf einer „disco“-Tournee im Mai wird Ilja Richter deutschlandweit zudem 17 Mal auf der Bühne stehen und unter anderem die Hits von Harpo („Moviestar“), Chris Andrews („Yesterday Man“) und Middle of the Road feat. Sally Carr („Chirpy Chirpy Cheep Cheep“) live präsentieren.

„Ich habe ein kindliches Vergnügen an der immer wiederkehrenden Frage, ob mich das nicht langsam nervt, wenn man mich mit „disco“ in Verbindung bringt“, sagt der 58-jährige Schauspieler im dpa- Interview. Seine Antwort sei diese „disco“-Tour - allerdings mit mehreren Jahrzehnten Abstand. „Das konsequente Nutzen des Nostalgiezuges in die 70er, der fuhr ja schon mit Volldampf in den End-80ern in den ersten 90ern, den habe ich nicht genommen, der fuhr nach nirgendwo.“ Aber jetzt habe er Spaß damit, das Unerwartete zu machen. „Damit hatte schon kein Mensch mehr gerechnet, ich auch nicht.“

Die „disco“-Sendungen waren für Richter „ein Gemischtwarenladen mit einer Prise Komik“ und daher so einmalig vom Konzept. So sieht es auch „ZDF-Kultnacht“-Redakteur Dirk Quaschnowitz: „Da war für die Teenies, die Eltern und sogar die Großmutter was dabei. Das erklärt den riesigen Publikumszuspruch.“ Bis heute bestellten sich Fans Mitschnitte aus den 133 Folgen. Dieser Erfolg wäre ohne Richter nicht denkbar gewesen, ist Quaschnowitz überzeugt. „Er war ja nicht nur der Ansager ­ er hat ja mit seinen Sketchen das alles ein bisschen auf die Schippe genommen.“ Während der Moderator im braven Schwiegersohn- Outfit seine illustren Gäste präsentierte, warf er sich für die Parodien hemmungslos in 70er-Jahre-Glitzerklamotten.

In der „ZDF-Kultnacht“ werden in 310 Minuten die besten Auftritte und Szenen aus „disco“ nochmals gezeigt ­ etwa T. Rex, Juliane Werding, Suzi Quattro und Soft Cell. Im Januar 1973 kündigte Richter von seiner Moderatoren-Kanzel auch den ersten Fernsehauftritt der jungen Schweden „Agnetha, Björn, Benny & Anni-Fried“ in Deutschland an ­ kurz bevor sie als ABBA Weltkarriere machten.