Erste Überlegungen zu ökumenischen WGs
Die Synode der rheinischen Landeskirche befasst sich auch mit den Schwesterkirchen.
Düsseldorf/Bad Neuenahr. Das griechische Wort „Ökumene“ (der ganze bewohnte Erdkreis) wird hierzulande meist auf das Miteinander von evangelischer und katholischer Kirche reduziert. Dabei umfasst der Ökumenische Rat der Kirchen weltweit 348 Mitgliedskirchen — und da ist die römisch-katholische Kirche noch gar nicht enthalten. Bei der noch bis Freitag tagenden Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) wird der Begriff in beiden Varianten thematisiert.
Schon in seinem Bericht auf der Synode vor einem Jahr hatte Präses Manfred Rekowski das Schlagwort der „Ökumene unter einem Dach“ verwendet, um eine gemeinsame Nutzung von Gebäuden auf Gemeindeebene anzuregen. Im Vorfeld dieser Synode war der Vorschlag von ihm in einem Zeitungsbeitrag noch einmal aufgegriffen worden. Wie sehr das Thema teilweise vor Ort schon drängt, zeigt auch ein Blick auf die Statistik: Durch Fusionen von 21 Gemeinden ist die Gesamtzahl der Ekir-Gemeinden zum Jahreswechsel mit 694 unter die 700er-Marke gesunken. Der Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser zeigte sich in seinem Grußwort vor dem obersten Leitungsgremium der Ekir offen für den Vorstoß: „Es ist sicher besser, ökumenische Wohngemeinschaften zu gründen, als dass sich beide Kirchen aus Stadtteilen und Orten zurückziehen.“ Das erfordere allerdings „viel guten Willen, viel gemeinsames Bemühen und klare Absprachen“.
Auf höherer Ebene soll Ähnliches schon einmal ausprobiert werden. Voraussichtlich im Juni wird das evangelische Büro NRW, Verbindungsstelle der drei Landeskirchen Rheinland, Westfalen und Lippe zum Landtag, beim katholischen Pendant in Düsseldorf einziehen, das die fünf NRW-Bistümer Köln, Aachen, Essen, Münster und Paderborn in der Landeshauptstadt vertritt.
Barbara Rudolph, Leiterin der Ökumene-Abteilung im Landeskirchenamt der Ekir, bewertet das zurückliegende Reformationsjubiläum mit Blick auf Deutschland als „großen Anschub für die Ökumene“. Der zweite Anschub komme von Papst Franziskus. „Jetzt sind wir neugierig, wie die Anregungen aus Rom in der Deutschen Bischofskonferenz aufgenommen werden.“
Mit Spannung wird auch das Ende eines zweijährigen Gesprächsprozesses zwischen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen im September erwartet. Auf Vorschlag der Protestanten hatte sich der Vatikan auf einen Austausch über die Leuenberger Konkordie von 1973 eingelassen. Mit dieser Vereinbarung hatten lutherische, reformierte und unierte Kirchen Europas ihre Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft sowie die gegenseitige Anerkennung der Ordination festgeschrieben. Protestanten sehen darin eine Blaupause für evangelisch-katholische Annäherungen. 2019 sollen die Gesprächsergebnisse veröffentlicht werden.
Ansonsten bewertet Rudolph das ökumenische Klima in Europa als kühler. Dort zeige sich ein Auseinanderdriften von Ost und West auch innerhalb der Kirchen. Die zweite Konfliktlinie bestehe zwischen Binnen-Europa und den Ländern an den EU-Außengrenzen. „Es gibt ganz massive Appelle, Flüchtlinge von dort auch bei uns aufzunehmen.“ Rudolph sieht die Ekir dabei in der Rolle des Brückenbauers. Weltweit sei die rasant wachsende Zahl der charismatischen und Pfingstlerkirchen eine große Herausforderung der Ökumene.