Familie von Avicii gibt Statement ab: "Er konnte nicht mehr"

Stockholm. Die Familie des vergangene Woche überraschend verstorbenen schwedischen Star-DJs Avicii hat einen Suizid des Musikers angedeutet. "Er konnte nicht mehr. Er wollte Frieden finden", schrieben die Angehörigen in einem am Donnerstag veröffentlichten offenen Brief.

Der schwedische DJ Avicii, alias Tim Bergling, bei einem Auftritt im Jahr 2016.

Foto: Jose Sena Goulao

Die Familie beschrieb Avicii, der mit bürgerlichem Namen Tim Bergling hieß und nur 28 Jahre alt wurde, als sensiblen Künstler, der sich in der Musikbranche nicht zurechtfand.

"Er kämpfte mit Gedanken über den Sinn, das Leben, das Glück", schrieb die Familie. "Tim war nicht geschaffen für die Business-Maschinerie, in der er sich wiederfand. Er war ein sensibler Typ, der seine Fans liebte, aber das Rampenlicht scheute." Nach dem Ende seiner Tourneen habe er eine Balance im Leben finden wollen, "um glücklich zu sein und das zu tun, was er am meisten liebte: Musik".

Tim sei ein "Suchender" gewesen, "ein zerbrechlicher Künstler, der nach Antworten auf die existenziellen Fragen suchte", hieß es in dem Brief weiter. Er sei ein Perfektionist gewesen und habe alles 200-prozentig machen wollen. Das viele Reisen und die harte Arbeit hätten zu "extremem Stress" geführt.

Avicii war am Freitag vergangener Woche im Oman gestorben, wo er einen Urlaub mit Freunden verbrachte. Zur Todesursache wurden keine Angaben gemacht. Seine Sprecherin wollte am Donnerstag nicht sagen, ob die Aussagen der Familie bedeuteten, dass sich der Musiker das Leben nahm. Von seiten der Polizei im Oman hieß es, der Tod werde nicht als Kriminalfall eingestuft. Es sei aber der Wunsch der Familie, keine Angaben zur Todesursache zu machen.

Der Schwede zählte zu den erfolgreichsten Elektromusikern der Welt. Er arbeitete unter anderem mit Madonna, der britischen Rockband Coldplay und dem französischen DJ und Musikproduzenten David Guetta zusammen. Zu seinen größten Hits zählt "Wake Me Up" aus dem Jahr 2013. 2016 kündigte er mit 26 Jahren seinen Abschied aus dem Musikgeschäft an. Diese Szene ist nichts für mich", sagte er damals dem Magazin "Billboard".

In den vergangenen Jahren hatte Avicii offen über seine Gesundheitsprobleme gesprochen - unter anderem über eine zum Teil durch exzessiven Alkoholkonsum verursachte Entzündung der Bauchspeicheldrüse. 2014 hatte er einige Live-Auftritte abgesagt, weil er sich die Gallenblase und den Blinddarm entfernen ließ. ogo/ju AFP

Wer Suizidgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen dabei, die Gedanken zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist oder sich um nahestehende Personen sorgt, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken unter der Nummer 0800/1110111.