Familien-Studie: Ist Heiraten aus der Mode gekommen?
Wiesbaden — Mutter, Vater, Kind ergeben eine Familie, und wenn man jemanden liebt, besiegelt man das mit der Ehe. Diese Sichtweisen gehören der Vergangenheit an. Das zeigen nicht nur Studien, sondern immer öfter auch unser persönliches Umfeld.
Ist der Partner fürs Leben nur noch eine romantische Fata Morgana?
Familie und Ehe sind nicht mehr feste Bestandteile der Lebensplanung. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes überwiegt mit 70 Prozent zwar derzeit noch das Familienleben als verheiratetes Paar mit mindestens einem Kind, doch im Vergleich zu vergangenen Jahren ist der Anteil dieser Lebenform deutlich gesunken. Vor 18 Jahren lag der Anteil verheirateter Paare mit mindestens einem minderjährigen Kind noch bei 81 Prozent. Die Zahlen belegen, dass alternative Partnerschaftsformen weiter zunehmen. So lebte im vergangenen Jahr ein Drittel aller Familien nicht mehr nach dem klassischen Familienmodell. Der Anteil an gleichgeschlechtlichen Partnerschaften lag bei 10 Prozent; 20 Prozent der Eltern waren alleinerziehende Mütter und Väter.
Die Daten des Statistischen Bundesamtes sind das Ergebnis der Umfrage Mikrozensus 2013. Bei dieser europaweiten Haushaltsbefragung wird jährlich rund 1 Prozent der deutschen Bevölkerung befragt. Als Lebensform der Familie definiert die Studie dabei Eltern-Kind-Gemeinschaften mit mindestens einem minderjährigen Kind, das mit im Haushalt lebt. Zwischen leiblichen, Adoptiv-, Pflege- oder Stiefkindern wird dabei nicht unterschieden. Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass in Berlin, Sachen-Anhalt und Sachen (mit jeweils 51 Prozent) der Anteil der Ehepaare am geringsten ist. Dafür leben in Berlin die meisten Alleinerziehenden (32 Prozent) mit Kindern unter 18, in Baden-Württemberg dagegen die wenigsten — nur jede sechste Familie betrifft das hier.
Dass sich der Stellenwert der Ehe in der Gesellschaft gewandelt hat, ist allerdings nichts Neues. Bereits in der Vergangenheit hat sich das Familienmodell oft an die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft angepasst. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs galt die Ehe als Halt in einer unsicheren Welt, doch mit dem wirtschaftlichen Wachstum, wuchsen auch die Zweifel an ihr. Die Bewegung der 68er hielt sie für zu spießig, in den 80ern wiederum war sie ein Anker in einer zersplitterten Gesellschaft. Mit der zunehmenden Erwerbstätigkeit von Frauen dient sie heutzutage nicht mehr dem Zweck, die Frau abzusichern, sodass die Gründe, eine unglückliche Ehe aufrecht zu erhalten, immer weniger werden. Scheidungen und Trennungen sind längst kein Tabu-Thema mehr. Aufgrund der zunehmenden Häufigkeit von Eheauflösungen nimmt auch deren Akzeptanz in der Gesellschaft zu. Auch die Suche nach einem neuen Partner oder dem einen Menschen fürs Leben ist heute leichter denn je. Portale wie PARSHIP.de ermöglichen die Onlinesuche, und das weit über die eigenen Stadtgrenzen hinaus.
Eine Umfrage des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) (hier im pdf-Format) aus dem Jahr 2013 zum Familienleitbild lässt jedoch Hoffnung, dass die Ehe noch nicht komplett aus der Mode gekommen ist. Auch wenn gut ein Drittel der befragten 20- bis 29-Jährigen die Ehe für eine überholte Einrichtung hielt, sieht das der Großteil anders. 43 Prozent der Befragten stimmten außerdem der Aussage zu, dass man heiraten sollte, wenn man dauerhaft zusammenlebt.
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