Allensbach "Generation Mitte" blickt skeptisch in die Zukunft

Allensbach-Umfrage: Furcht vor Ungerechtigkeit und Flüchtlingsströmen lassen Optimismus schwinden. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick.

Allensbach: "Generation Mitte" blickt skeptisch in die Zukunft
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Berlin. Zufrieden mit der eigenen Lebensqualität, aber insbesondere wegen der Flüchtlingsprobleme besorgt, was die Zukunft angeht - das ist die Stimmungslage der mittleren Generation in Deutschland, wie das Allensbach-Institut in einer gestern veröffentlichten Studie herausfand. Nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

Wie wird die persönliche Lage beurteilt?

Die Generation der 30- bis 59-Jährigen sieht sich überwiegend als Wohlstandsgewinner. Drei von vier Menschen in dieser Altersgruppe empfinden ihre Lebensqualität als gut beziehungsweise sehr gut. Fast 40 Prozent geben an, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den letzten fünf Jahren verbessert hat, nur 20 Prozent sehen eine Verschlechterung.

Wie ist die allgemeine Stimmung?

Im starken Kontrast zum eigenen Wohlergehen steht die skeptische Beurteilung über die weitere gesellschaftliche Entwicklung. Im Jahr 2014 sahen noch 52 Prozent der "Generation Mitte" den nächsten zwölf Monaten hoffnungsvoll entgegen. Jetzt sind es gerade noch 37 Prozent. 42 Prozent sehen die nahe Zukunft mit Skepsis. Einen vergleichbar schlechten Befund hat es nach Angaben von Allensbach-Chefin Renate Köcher seit Gründung der Bundesrepublik nur in sieben Ausnahmesituationen gegeben. Dazu zählen die Korea-Krise Anfang der 1950er-Jahre, der Mauerbau 1961 sowie die weltweite Finanzkrise 2008 und 2009.

Welche Ängste plagen die mittleren Semester konkret?

"Die mittlerer Generation hat Angst vor einer wachsenden Polarisierung in der Gesellschaft und davor, dass die Flüchtlingslage nicht wirklich beherrschbar ist", meinte Köcher. 68 Prozent der Befragten sehen große Gefahren im wachsenden Unterschied von Arm und Reich. Genauso viele sorgen sich um eine steigende Fremdenfeindlichkeit. Für jeweils rund zwei Drittel der Befragten sind das Risiko terroristischer Anschläge und die Flüchtlingsströme Auslöser ihrer Zukunftsängste.

Hat sich die Meinung zu Flüchtlingen gewandelt?

Zweifellos Ja. "Da ist einiges ins Rutschen gekommen", erklärte Köcher. Zwischen 2004 und 2014 sei in Deutschland immer mehr Offenheit für Zuwanderung zu beobachten gewesen. Seit dem starken Anschwellen der Flüchtlingsströme im Spätsommer 2015 habe sich teilweise eine "Trendwende" vollzogen, so Köcher. Aktuell meinen 52 Prozent, dass die Zuwanderung mehr Kriminalität mit sich bringt. 2014 waren es 40 Prozent. Nur noch 37 Prozent glauben, die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte sei nötig, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Vor zwei Jahren waren es 46 Prozent. Mittlerweile sagen auch 29 Prozent, Deutschland könne keine weiteren Ausländer mehr aufnehmen. 2014 meinten das lediglich 18 Prozent.

Was verstehen die Befragten unter Integration?

Für 88 Prozent der mittleren Generation steht fest: Das wichtigste Voraussetzung ist die Integrationsbereitschaft der Flüchtlinge selbst. Fast genauso viele geben an, dass die Neuankömmlinge die Gleichberechtigung von Frau und Mann sowie generell deutsche Grundprinzipien akzeptieren müssten. Lediglich elf Prozent meinen, die Flüchtlinge müssten ihre kulturellen Eigenheiten und Sitten des Herkunftslandes ablegen. Das bedeutet umgekehrt: Ein übergroße Mehrheit ist durchaus tolerant gegenüber der Erfahrungswelt der Migranten.

Welche Lehren kann die Politik ziehen?

Die etablierten Parteien müssten ihren Vertrauensverlust wieder wettmachen, der im Zuge der Flüchtlingskrise entstanden sei, sagte Köcher. Die Hoffnungen in der Generation Mitte könne nur dann wieder steigen, wenn es keine dramatischen Anschläge mehr gebe, die Integration Erfolge zeitige und die Flüchtlingszahlen nachhaltig reduziert würden.