Glutamat: „In“ ist, wenn es nicht drin ist
Berlin (dpa) - Leb wohl Chinarestaurant-Syndrom? Asiaten stehen grundsätzlich im Verdacht, das umstrittene Glutamat beizumischen, was vielen Leuten Kopfweh bereitet. Doch immer mehr Lokale kommen den Skeptikern des Stoffs entgegen.
Ist das ein Trend oder ein Trick? Fest steht: Wenn's um Glutamat geht, bleibt es selten sachlich in Deutschland. Der Geschmacksverstärker weckt hierzulande viel Argwohn, auf den jetzt nicht mehr nur teure asiatische Lokale reagieren, sondern auch die vielen günstigen Restaurants, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. „Alle Gerichte glutamatfrei“ steht zum Beispiel auf Werbetafeln vor billigen Asiaten im Trendsetter-Stadtteil Berlin-Friedrichshain. Auch auf Speisekarten in Hamburg, München, Köln oder Frankfurt findet man Sätze wie „Wir kochen ohne Glutamat“. Man will den Kunden gefallen.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch merkt zum Glutamatgegner-Trend an: „Der Einsatz von Glutamat als Zusatzstoff ist in der Gastronomie schwer zu kontrollieren. Offiziell muss ein Gericht, das mit Glutamat gewürzt wurde, in der Speisekarte als "enthält Geschmacksverstärker" deklariert werden. Ob aber der Koch zum "Würzen" nicht einfach ein bisschen Geschmacksverstärker drüberstreut, ist für den Gast kaum zu überprüfen.“ Außerdem: „Viele Convenience-Produkte wie fertige Saucen oder Suppen, die in der Gastronomie häufig eingesetzt werden, enthalten Hefeextrakt und damit ebenfalls geschmacksverstärkende Substanzen wie Glutamat.“ Das allerdings müsse in der Karte nicht gekennzeichnet werden, weil es keine Pflicht gebe, die Zutatenlisten vollständig anzugeben.