Goldene Hennen in Berlin verliehen
Berlin (dpa) - Es geht notfalls auch ohne Hollywood, findet Thomas Gottschalk. „Ich habe heute einige sehr emotionale Momente erlebt“, sagt er am Mittwochabend, als sich die Verleihung der Goldenen Henne ihrem Ende zuneigt.
Jan Josef Liefers, Wolfgang Schäuble, Frank Elstner und einer der Helden von Utøya bekommen die Trophäen der Zeitschrift „Superillu“, des MDR und RBB. Der Medienpreis ist nach 16 Jahren vom Friedrichstadtpalast im einstigen Ost-Berlin an den Potsdamer Platz gezogen, wo auch die Berlinale steigt.
1,54 Millionen TV-Zuschauer bundesweit sind Zeugen, wie es still wird unter den 1600 Gästen im Theater, als es um das Massaker von Norwegen geht. Marcel Gleffe, Dachdecker aus Mecklenburg-Vorpommern, ist sichtlich aufgewühlt. Der 32-Jährige wird für seine Zivilcourage ausgezeichnet. Er hat am 22. Juli mindestens 20 fliehende Jugendliche aus dem kalten Fjord-Wasser gerettet.
Er fühle sich sehr geehrt, sagt Gleffe, der bald auch das Bundesverdienstkreuz tragen darf. „Trotzdem wünsche ich mir, dass dieser Tag nie passiert wäre.“ Per Anders Torvik Langerod, einer der Überlebenden, findet: „Er ist ein wahrer Held.“ Immer wenn er einen Campingwagen mit deutschem Nummernschild sehe, müsse er an Gleffe denken.
Elstner, der Erfinder von „Wetten, dass..?“, wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Laudator Gottschalk, neuer Talkmaster im Ersten, nennt den 69-Jährigen ein Vorbild. „Er hat sich nie mit billigen Tricks beim Publikum angebiedert.“ Und Elstner sei den anderen im Fernsehen immer ein bisschen voraus gewesen.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) würdigt Wolfgang Schäuble (CDU) als einen Architekten der Einheit und für sein Engagement um Europa. „Er ist old school (alte Schule), aber nicht von gestern“, sagt Wowereit. Der 69 Jahre alte Finanzminister wird fast rührselig. „Ohne meine Frau hätte ich es nie geschafft.“ Im Publikum sitzen Schäubles Frau Ingeborg und Tochter Juliane.
Die erste Trophäe des Abends geht an Moderator Kai Pflaume. Ex-Eislaufstar Katarina Witt ehrt die dreimaligen Paarlauf-Weltmeister Aljona Savchenko und Robin Szolkowy. Auch Schlagersängerin Andrea Berg und Box-Trainerlegende Ulli Wegner holen sich einen Vogel ab. Zur „Aufsteigerin des Jahres“ kürt das Publikum Julia Leischik aus der RTL-Sendung „Vermisst“.
Liefers kommt ohne seinen „Tatort“-Partner Axel Prahl, der per Video von Dreharbeiten grüßt, und bedankt sich für sein Selbstbewusstsein bei der „Mama“. Diese wirft schwer gerührt Kusshändchen zurück. Als Moderatorin führt Ruth Moschner durch die „Henne“, die ihren Namen der 1991 verstorbenen Berliner Entertainerin Helga Hahnemann verdankt. Im Showprogramm: Thomas Anders, Ex-Spice-Girl Mel C. und das Fernsehballett. Die Prinzen singen „Es war nicht alles schlecht“. Das Ost-Flair der Show ist noch da.