Goldene Kamera zwischen Hallervorden und Hollywood

Berlin (dpa) - Brüderle-Witze, ein Preis für „Wetten, dass..?“ und ein Hollywoodstar, der Brecht mag: In Berlin ist am Samstagabend zum 48. Mal die Goldene Kamera der Programmzeitschrift „Hörzu“ verliehen worden.

Hape Kerkeling meldete sich nach einem Jahr Sendepause als Moderator zurück. Al Pacino (72), Joe Cocker (68) und Dieter Hallervorden (77) wurden für ihr Lebenswerk gefeiert. „Was für eine Show“, fand Pacino. Ihm gefielen die fehlenden Werbepausen: Darüber solle Amerika mal nachdenken.

Kerkeling machte sich über seine eigenen Pfunde lustig und riss Sprüche zur gerade schwelenden Sexismusdebatte und Rainer Brüderle. „Es gibt schlimmere Typen als ihn.“ Da schlüpfte Kerkeling kurz in seine Paraderolle, den schmierigen Journalisten Horst Schlämmer. „Bei der Goldenen Kamera, da sitzen immer die allerschärfsten Hasen“, raunte er und wandte sich dann an Birgit Schrowange. Die Kamerafahrt ins Publikum zum Gedankenlesen der Gäste war wieder einer der Gags der ZDF-Show. Bei Désirée Nosbusch summte Kerkeling eine Hochzeitsmelodie.

Hans-Dietrich Genscher hielt die Laudatio auf die Fernseh- und Comedy-Legende Hallervorden. „Was für ein Künstler, was für ein Werk“, schwärmte der 85 Jahre alte frühere Außenminister. Genscher verriet, wie sich die beiden einmal in Neufundland getroffen hätten. Er sei in Sachen Nato dort gewesen, Hallervorden zum Kauf einer Insel. Hallervorden dankte mit Kabarett: „Ich habe die große Begabung, Lob und Anerkennung in unbegrenztem Maße ertragen zu können.“

Sigourney Weaver („Alien“, „Gorillas im Nebel“) hatte feuchte Augen, als Heino Ferch sie als beste internationale Schauspielerin lobte. „Ich möchte meinen vielen deutschen Stimmen danken“, sagte die 63-jährige Amerikanerin auf Deutsch - ein Kompliment für die Synchronbranche. Weaver schwärmte von einer Brecht-Inszenierung, die sie am Vorabend im Berliner Ensemble gesehen hatte. Das wird den Theaterintendanten Claus Peymann freuen. Preisträger Clive Owen („The International“) erinnerte sich an die Zeit vor dem Mauerfall, als er mit seiner Frau in Berlin Theater spielte.

Als beste deutsche Schauspieler wurden Claudia Michelsen (43) und Charly Hübner (40) ausgezeichnet - sie für ihren Part in der Literaturverfilmung „Der Turm“, er für das Psychodrama „Unter Nachbarn“. Beide Filme sind ARD-Produktionen. Vom ZDF kommt der diesjährige beste Fernsehfilm, Matti Geschonnecks Justizdrama „Das Ende einer Nacht“.

Claus Kleber („Heute-Journal“) wurde zum besten Nachrichtenmoderator gekürt. Der Graf, Sänger und Frontmann der Band Unheilig, war aufgeregt, als er seine Trophäe abholte. „Ich bin von Kind an Stotterer.“ Max von der Groeben, Sohn der Sportmoderatorin Ulrike von der Groeben, wurde von Kerkeling mit dem Nachwuchspreis und einem Auto als Geschenk überrascht. „Ich hab noch keinen Führerschein“, gab der 21-Jährige zu.

Markus Lanz verteidigte das von ihm moderierte ZDF-Flaggschiff „Wetten, dass..?“, über das sich die „New York Times“ vergangene Woche mokiert hatte. „Die Leute lieben diese Sendung, und ich liebe sie auch“, sagte Lanz vor der Show zur Nachrichtenagentur dpa. Balsam für ihn: „Wetten, dass..?“ bekam den Preis der „Hörzu“-Leser für die beste Unterhaltungsshow. Lanz würdigte den Format-Erfinder Frank Elstner und nutzte die Gelegenheit, die anwesenden Hollywoodstars einzuladen. Falls diese Lust hätten auf ein bisschen Kindergeburtstag, Sackhüpfen oder Ähnliches: „Fragen Sie Tom Hanks, der hatte großen Spaß.“

Es waren drei Stunden mit kleinen Gags und gerührten Film- und Musikveteranen. Einen der seltenen emotionalen TV-Momente wie das Comeback von Monica Lierhaus vor zwei Jahren gab es nicht, dafür ein musikalisches Tribut von Weggefährten an den 2012 gestorbenen Dirk Bach. Die Preisverleihung der alten Schule erreichte diesmal nur 3,98 Millionen Zuschauer - gut 1,2 Millionen weniger als im vergangenen Jahr.