Dresdner Semperopernball mit Zirkus und Rekord
Dresden (dpa) - Festliche Roben, Musik auf höchstem Niveau und Weltklasse-Zirkus: Dresden hat wieder eine rauschende Ballnacht gefeiert. Der 8. Semperopernball verzauberte als ein Fest der Sinne.
Sächsische Staatskapelle, Ballett und Chor des weltberühmten Theaters sowie Gastsolisten boten Kunstgenuss, preisgekrönte Artisten, Akrobaten und Clowns verblüfften mit ihrem Können. Prominente aus Politik, Wirtschaft und Showbranche schmückten beim Programm die erste Reihe, aber nur selten die Tanzfläche.
Das Ballgeschehen eröffneten 80 Debütantenpaare mit Tschaikowskis Schwanenwalzer - in weißen Kleidern, die Scheinwerfer wechselnd in viele Farben tauchten: blau, rot, violett oder orange. Zuvor hatte Entertainer Gunther Emmerlich die Gäste als Impressario der Manege begrüßt, nachdem Fahnenträger wie beim Zirkusfestival in Monaco in den Saal eingezogen waren. Co-Moderatorin Johanna Klum ergänzte charmant die Moderation. Glamour brachten die Schauspieler Christiane Hörbiger, Bo Derek und Gérard Depardieu auf die umgebaute Bühne. Letzterer gehörte zu denen, die einen Ballorden entgegennahmen.
Die Verleihung der Auszeichnungen für besondere Leistungen - der einem Schmuckstück aus dem Grünen Gewölbe nachgebildete St. Georgs Orden - inspirierte die Preisträger zu Lobeshymnen. „Ich liebe Deutschland“, bekannte Depardieu. Für VW-Chef Martin Winterkorn gehören Sachsen, Dresden als „vielleicht schönste Stadt Deutschlands“ und VW zusammen. Die Phaeton-Erfolgsgeschichte sei ohne Können und Leidenschaft der Mitarbeiter hier und in der Welt nicht möglich. Mit der Dankesrede von Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker wurde es politisch.
„Die Mauer wurde ja nicht vom Westen eingerissen oder fiel einfach um.“ Vielmehr wollten die Menschen nicht, dass gegen sie Geschichte gemacht werde, sondern selbst Geschichte machen, hob Juncker hervor. „Nur wer gegen den Strom schwimmt, findet zurück zur Quelle und ans Ziel“, sagte er unter Anspielung auf den Spruch „Adverso flumine“, mit dem der Orden verziert ist. „Die Dresdner haben dem Rest Europas gezeigt, wie man richtig schwimmt.“
Im Ballgetümmel amüsierten sich VIPs wie Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), die Schauspieler Heiner Lauterbach, Uwe Ochsenknecht, Christoph M. Orth, Sonja Kirchberger und Veronica Ferres, die mit ihrem Verlobtem Carsten Maschmeyer angereist war. Ex-Fußball-Nationalspieler Michael Ballack war solo und hatte seine Eltern mitgebracht. Auch Schauspielerin Mariella Ahrens kam allein. Sie schätzt Dresden, die Leute und die Ballatmosphäre, sagte sie. Wie Regisseur Dieter Wedel zählt Ahrens zu den Dauergästen unter den Promis. „Es ist ein Ball, der seinen Rang hat“, urteilte Wedel.
Auf der Tanzfläche, in Gängen und Sälen herrschte bis zum Morgen dichtes Gedränge. Viele Kleider waren diesmal in gedeckten Farben gehalten, violett, blau und grün dominierten. Das ganze Haus war mit Blumen, vornehmlich Tulpengebinden, festlich geschmückt. Bei Hummer, Kalbstafelspitz, Reh und Zitrusfrüchtesüppchen kamen die 2200 Gäste auch kulinarisch auf ihre Kosten. Das Menü, das die Flaniergäste als Häppchen serviert wurde, zauberten 50 Köche unter der Regie von Sternekoch Stefan Hermann („bean&beluga“).
Auch vor den Türen des Opernhauses wurde getanzt - zum neuen Weltrekord: Beim Semper Openairball, der Parallelveranstaltung unter freiem Himmel, drehten sich 1966 Paare zu Tschaikowskis Schwanensee-Walzer - 456 mehr als beim alten Rekord von 2010 in Tuzla (Bosnien-Herzegowina). Mit Chorleiter Gotthilf Fischer und Sänger Roberto Blanco hatte das Publikum zuvor auf Ralph Siegels „Moskau, Moskau“ einen „Dresden-Song“ gesungen. Insgesamt waren nach Polizeiangaben rund 4000 Menschen zum weltweit einmaligen kostenlosen Ballvergnügen auf den Theaterplatz gekommen.