Hoffnung und Jobabbau bei „Frankfurter Rundschau“

Frankfurt/Main (dpa) - Die „Frankfurter Rundschau“ (FR) könnte als Titel erhalten bleiben - aber um den Preis von bis zu 400 Arbeitsplätzen. Die Verkaufsgespräche seien in der Endphase, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Schmitt am Mittwoch nach einer Mitarbeiterversammlung.

„Zurzeit sind wir noch im Gespräch mit zwei potenziellen Investoren, die ernsthaftes Interesse an der Übernahme von Teilen des Unternehmens bekundet haben.“ Mit einem Interessenten seien die Gespräche schon sehr weit. „Ein konkretes Angebot liegt aber noch nicht vor.“

Ein deutscher Investor wolle die FR fortführen, 400 Mitarbeiter würden aber dann ihre Stellen verlieren. Sie könnten in eine Transfergesellschaft wechseln, kündigte Schmitt an. Als Interessent war zuletzt auch immer wieder die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) genannt worden. Die Verlagsleitung hatte dies allerdings nicht kommentiert. Nach Medienbericht soll die eher konservativ ausgerichtete FR-Konkurrentin FAZ erwägen, die Rundschau in abgespeckter Form als Regionalzeitung mit etwa 30 Redakteuren weiterzuführen.

Die Frankfurter Traditionszeitung hatte im November angesichts massiver Verluste Insolvenz angemeldet. Insgesamt stehen rund 450 Arbeitsplätze auf dem Spiel, davon etwa die Hälfte im Druckzentrum. Die Konzepte von beiden möglichen Investoren würden einen erheblichen Arbeitsplatzabbau zur Folge haben, betonte der vorläufige Insolvenzverwalter. Als zweiten Interessenten nannte er ein ausländisches Medienunternehmen, das aber einen zu niedrigen Preis geboten und kein tragbares Konzept vorgelegt habe.

Die Beschäftigten reagierten auf der Mitarbeiterversammlung mit Wut und großem Frust auf die Erklärungen der Geschäftsführung und des vorläufigen Insolvenzverwalters. „Das ist eine Scheiß-Situation“, sagte eine Mitarbeiterin kurz vor dem Treffen. „Wer verliert schon gerne seinen Job.“ Das Foyer des Verlagshauses war bei der Versammlung bis zum letzten Platz gefüllt. Etliche Mitarbeiter standen in mehreren Reihen an den Wänden, als die Verantwortlichen die Lage des Hauses erläuterte.

Betriebsratschef Marcel Bathis sagte, beim Thema Arbeitsplätze sei das Worst-Case-Szenario eingetreten. „Wir fühlen uns wie ein Stück Vieh auf dem Markt. Da wird gezockt bis zur letzten Sekunde.“ Ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi nannte die Nachricht vom dem erwarteten Personalabbau von über 90 Prozent einen riesigen Schock. Der Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) forderte, bei den weiteren Verhandlungen müsse nun alles getan werden, um zu verhindern, dass ein Großteil der Belegschaft ihren Job verliert.

In jedem Fall bleibt nach Worten von Schmitt ein Monat mehr Zeit für die Verhandlungen. Das Unternehmen werde über den 1. Februar hinaus fortgeführt, die FR erscheine also weiter. Das vorläufige Insolvenzverfahren endet am Donnerstag, am 1. Februar könnte das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnet werden. Die Verhandlungen könnten auch noch scheitern, betonte Schmitt von der Kanzlei Schultze & Braun: „Ich bin aber guten Mutes.“

Sollte der deutsche Investor zum Zuge kommen, könnte er laut Schmitt den Verlag zum 1. März übernehmen. Die Druckerei würde noch bis Ende April weiterarbeiten. Alle etwa 400 Journalisten und Druckereimitarbeiter, die nicht übernommen würden, könnten ab dem 1. März in eine Transfergesellschaft wechseln. Die bisherigen Eigentümer, die Kölner Mediengruppe M. DuMont Schauberg MDS und die SPD-Medienholding ddvg hatten am Dienstag finanzielle Unterstützung für eine solche Gesellschaft zugesagt.