Kuriose Sportart Handtaschen-Weitwurf WM in Bottrop geht in die vierte Runde
Stoßen, Kurbeln oder im Freestyle schleudern: Es gibt viele Techniken beim Handtaschen-Weitwurf. Die neuen Weltmeister sollen am nächsten Samstag ermittelt werden. Es lockt das „Goldene Handtäschchen“.
Bottrop (dpa) - Die Handtasche ist ein praktischer Notfallkoffer und mobiler Kosmetiksalon - oder auch ein skurriles Wurfgeschoss. Egal, ob gestoßen, gekurbelt, im Freestyle oder wie ein Diskus geschleudert - bei der Weltmeisterschaft im Handtaschen-Weitwurf am Samstag (1. August) in Bottrop beweist das Accessoire ganz neue Einsatzmöglichkeiten.
Bereits zum vierten Mal werden die Spiele dort ausgetragen. Die Hobby-Athleten kommen aus der ganzen Welt und treten im Quartett für ihr Heimat- oder Lieblingsland an. Mit dabei sind auch Kuba, Rumänien, Dänemark und der Vatikanstaat. Um die Konkurrenz zu bezwingen und an der Technik zupfeilen, trainieren die Teilnehmer schon seit einiger Zeit. „Da wird getüftelt, gewogen, gemessen und geschrien“, heißt es auf der Internetseite.
Wie bei jedem fair ausgetragenen Sportevent gibt es ein Regelwerk. Wichtig: Als Handtasche gilt nur, was als solche auch eindeutig zu erkennen ist. Jutebeutel und Supermarkttüten aus Plastik sind laut Veranstalter verboten. Deko zur Verschönerung ist erlaubt, sogar erwünscht. Wer aber versucht, den Taschen mit ferngesteuerten Propellern oder Ventilatoren zu zusätzliche Metern zu verhelfen, ist raus.
Frauen müssen ein Kilo schwere mit Sand gefüllte Taschen werfen, bei Männern sind es zwei Kilo. Noch etwas ist bei der Wahl des persönlichen Wurfgeschosses zu beachten: Die Henkel dürfen nicht länger als 70 Zentimeter sein. Der Gewinner muss nicht nur weit werfen. Je anmutiger und kreativer, desto besser die B-Note. Denn die Jury legt auch Wert auf „Liebe zur Handtasche, Sensibilität und Sentimentalität beim Loslassen der Tasche“, so heißt es im Regelwerk.
In dem Gremium darf dieses Jahr auch der Sänger Roberto Blanco Bewertungspunkte abgeben. Rekordhalter ist mit 30,95 Metern der Wuppertaler Pierre Ermini, der damit im vergangenen Jahr die Einzelwertung gewann und den Wanderpokal „Goldenes Handtäschchen“ mit nach Hause nehmen konnte.
„Einfach mal loslassen“ - die Botschaft der Handtaschen-Weitwurf WM Bottrop
Ihre Handtasche muss einer Frau sehr wichtig sein. Zu diesem Schluss kam zumindest André Puchart vor vier Jahren, als er in einem Kölner Café beobachtete, wie sich eine älteren Dame gegen den Raub ihrer Tasche wehrte. „Ihre Wertsachen schienen ihr, im Gegensatz zu ihrer Handtasche, ganz egal zu sein“, sagte Puchart. Und so kam er damals auf die Idee, eine Weltmeisterschaft im Handtaschen-Weitwurf auszutragen.
Seine Botschaft: „Einfach mal loslassen“. Als „HTWWWM“ flogen die ersten Taschen im August 2012 durch die Luft. Aus dem humorvollen Freizeit-Event ist für die Veranstalter ein respektabler Sport geworden. „Mittlerweile nehmen wir das ernst“, sagte Puchart. Es gibt einen professionellen Anti-Doping-Beauftragten und Sportökonom als Bundestrainer.
Außerdem sei das Leistungsniveau seit der ersten WM 2010 deutlich gestiegen. Jedes Jahr werden die Taschen ein Stück weiter geworfen und es gibt neu ausgepfeilte Techniken. „Manche Teilnehmer trainieren das ganze Jahr über im Garten“.