Helge Schneider ausgebrannt

Der Körper des Musikers und Entertainers streikt nach jahrelangem Tour-Stress.

Mühlheim/Moers. Helge Schneider ist Entertainer und Schriftsteller, Film- und Theaterregisseur, Schauspieler und begnadeter Multi-Instrumentalist. Er kann viel, und er macht viel: Lesungen, Fernsehauftritte, Jazzkonzerte, Filme, lange Tourneen — und ein Familienleben mit sechs Kindern im Alter von einem bis 30 Jahren. Doch jetzt ist dem Meister der Anarcho-Blödelei buchstäblich die Luft ausgegangen.

Der 55-Jährige, der wegen Erschöpfungszuständen und Atemnot in den vergangenen Monaten mehrere Konzerte abbrechen musste, nimmt eine Auszeit bis August. Auch sein „Heimatabend“ an Pfingstmontag, Höhepunkt des Jazzfestivals Moers, fällt aus. Die mehr als 1000 verkauften Karten können zurückgegeben werden.

Till Oellerking, Schneiders Manager, sagte: „Helge ist urlaubsreif. Er wird gründlich untersucht, und der Arzt bestimmt, wie lange er pausieren wird.“ Dass der Künstler am Burn-out-Syndrom leidet, wollte Oellerking nicht bestätigen. „Ich glaube eigentlich nicht, dass es das ist. Aber so eine Tournee ist sehr anstrengend: Jeden Tag ist man in einer anderen Stadt, einem anderen Saal und dauernd mit unheimlich vielen Leuten zusammen. Man kommt nie zur Ruhe. Aber nach Jahren brauchen Körper und Geist mal Ruhe.“

Bemerkbar machte sich das daran, dass Schneider immer an derselben Programm-Stelle von der Bühne musste. Oellerking: „Er verausgabte sich bei einem unheimlich schnellen Vibraphon-Solo und bekam dann keine Luft mehr. Es verunsichert ihn natürlich, dass da etwas ist, was er nicht einschätzen kann. Er hat ja gern alles unter Kontrolle. Da ist es unmöglich, mit dieser Unsicherheit auf die Bühne zu gehen.“

Auf seiner Homepage lässt Helge seine Fans wissen: „Es tut mir wirklich leid Leute, Ihr wisst ja, dass ich unheimlich gern auftrete. Ich hab’s wirklich versucht, aber ich brauche jetzt Urlaub und muss mich erholen. Wir sehen uns im August wieder!“ Dann sieht der Tourkalender allerdings wieder fast täglich Auftritte vor — 20 im August, 15 im September, 14 im Oktober. Oellerking bleibt optimistisch: „Wenn die Ruhepause nicht reicht, wird sie eben verlängert.“ Helge wirke jedenfalls „überhaupt nicht deprimiert, eigentlich sehr entspannt“.