Kennen Sie Ihren Liebhaber?

Hamburg (dpa) - Christine Neubauer (48), sonst Inbegriff vollweiblicher Rechtschaffenheit, kommt diesmal anders. Mit nettem, aber auch etwas langweiligen Ehemann ausgestattet (Ulrich Noethen), verfällt sie einem Charmeur, begeht Ehebruch, findet sich prompt in einem Erpressungsnetz wieder und muss sich schon im Titel ihres neuen ARD-Films an diesem Donnerstag (20.15 Uhr) fragen lassen: „Kennen Sie Ihren Liebhaber?

Sie kennt ihn, das schon. Aber ahnt nicht, was für ein fieses Aas hinter der polierten Fassade des von Hans-Werner Meyer mit aalglatten Charme gespielten Mannes steckt, der sich da in der Hotelhalle an die reiche Reederei-Direktorin heranmacht. Und kommt erst dahinter, als es fast schon zu spät ist. Da wacht sie denn auf und wird selber aktiv: Die Gejagte wird zur Jägerin. Und im Hintergrund wartet gleich noch die nächste, fast schlimmere Überraschung.

„Neubauer und Krimi, nein, das ist für mich kein Widerspruch“, meint der Regisseur und Krimi-Spezialist Michael Kreindl, der den Film nach einem Buch von Frank Zeller überwiegend vor Rostocker Hintergrund inszenierte, weithin auf einer noch aktiven Reederei. Fast im Gegenteil: „Hier kann man bei Frau Neubauer Züge entdecken, auf die man so nicht vorbereitet war.“

Bei der Zusammenarbeit hatte er auch kein „Das erwartet das Publikum nicht von mir“ gehört: „Sie hat sich gefreut, mal etwas anders sein zu dürfen, und ist bei allem voll mitgegangen.“ Und jetzt nach seiner ersten Neubauer-Zusammenarbeit ergänzt Kreindl: „Ich könnte sie mir durchaus auch mal als Mörderin vorstellen.“

„Das könnte ich auch“, meint Christine Neubauer lachend. „Solange niemand auf den Gedanken kommt, das sei ein Stück von mir selbst.“ Schon länger hatte sie darauf gedrängt, mal in einem Krimi mitmachen zu dürfen. Und eine Ehebrecherin zu spielen, eine Frau, die in heikler Pose fotografiert wird, war für sie kein Problem: „Ich bin in erster Linie Schauspielerin und liebe facettenreiche Rollen mit Ecken und Kanten.“ Zumal sie zu wissen meint, warum diese Frau ausbricht: „Die steckt als Leiterin eines Traditionsunternehmens in lauter Korsetts, aus denen sie sich befreien will.“

Dass am Ende das Publikum „seine Neubauer“ haben möchte und es nicht so gern hat, wenn seine Erwartungshaltung enttäuscht werden, will sie so nicht akzeptieren: „Ich habe den Film "Kalter Himmel" gemacht, habe auch dort schon eine sehr andere Rolle gespielt, eine Hopfenbäuerin, die aufbricht, ihrem autistischen Sohn zu einer Therapie zu verhelfen, ein sehr anspruchsvoller Stoff. Und über sieben Millionen Zuschauer haben zugesehen.“

Sie liest und sieht Krimis nicht gar so leidenschaftlich, „eigentlich nur, wenn sie nicht dem üblichen Schema einer Aufklärung folgen, sondern ihre psychologische Ebene haben.“ Das wäre auch eine Voraussetzung, irgendwann auch eine Kommissarin zu spielen. Und einmal sah sie eine im Film, die sie spontan gefesselt hat, Angelina Jolie als FBI-Profilerin im Film „Taking Lives - für dein Leben würde er töten.“ Da kann sie nur sehnsüchtig sagen: „So was also würde ich sofort spielen. Es müsste mir nur jemand anbieten.“