Knapp 1700 Läufer meistern Schlammschlacht für Harte
Münnerstadt (dpa) - Sie quälen sich durch Matsch und kaltes Wasser, springen über Geröll und Feuer, irren durchs Strohlabyrinth. Beim Braveheart-Battle sind die rund 2600 Teilnehmer am Samstag in Unterfranken an ihre Grenzen gegangen.
28 Kilometer mussten die Männer und Frauen bei dem Extremlauf in Münnerstadt überwinden.
Die Grippe und andere Gründe hatten 800 angemeldete Teilnehmer vom Start abgehalten, wie die Sprecherin Ursula Schemm sagt. Und auch von den 2600 Menschen am Start kamen nur knapp 1700 an.
Hagen Brosius musste auf seinen Laufpartner wegen der Krankheit verzichten. „So was muss man zusammen machen, sonst macht’s keinen Spaß!“, sagt der ehemalige Langstreckenläufer aus Ingolstadt. Macht aber gar nichts, am Ende ist der 26-Jährige in 2:42:57 Stunden der Schnellste. Die schnellste Frau braucht kaum länger: Susanne Kraus aus Wendlingen meistert die Strecke in 3:00:57 Minuten.
Wie fordernd das Ganze ist, zeigt die hohe Ausfallquote. Gerade einmal 1696 Läufer schaffen es bis ins Ziel, unterwegs gibt damit etwa jeder dritte Gestartete auf. Kein Wunder, dass Zusammenhalt da einen hohen Stellenwert hat: Die Läufer ermutigen einander, helfen sich gegenseitig über schwierige Hindernisse wie glitschige Bretterwände oder Lehmgruben.
Der Langstreckenläufer Brosius vergleicht die Vorbereitung auf einen Extremlauf mit der auf einen Marathon. Ausdauerlauf, Klimmzüge und Liegestütze gehören zum Trainingsprogramm. Mit winterlichen Badegängen im heimischen Baggersee härtet man sich ab.
„Das „Loch Ness“ ist eindeutig das härteste Hindernis“, meint Brosius. Dort müssen die Sportler einen etwa 200 Meter langen Flussabschnitt durchschwimmen und unter zwei meterlangen Booten durchtauchen. Schilder wie: „16 km ... Wer nicht kotzt, läuft nicht am Limit!“ und brüllende Drillsergeants geben dem Wettbewerb zusätzlich einen herben Anstrich. „Ich weiß es nicht, man sagt es halt, das Wasser hier ist schrecklich kalt“ - mit Schlachtrufen und Kampfgesängen spornen sich die Sportler gegenseitig an.
Insgesamt müssen sie mehr als achtmal in das drei Grad Celsius kalte Gewässer der Lauer. Mit dem Wetter haben sie mehr Glück: Sogar die Sonne zeigt sich. Wer sich „Braveheart“ nennen will, darf kein Hindernis auslassen und muss innerhalb von fünf Stunden das Ziel erreichen. Am Strohlabyrinth werden die Teilnehmer anschließend mit Broten und Tee versorgt.
Etwa die Hälfte der Teilnehmer erreicht innerhalb der vorgegebenen Zeit das Ziel. Deutlich weniger als üblich. In den Vorjahren waren es etwa 95 Prozent. Doch beim Durchqueren des Flusses Lauer versanken die Läufer teilweise bis zum Kinn im Wasser. Die Folge: Der Rettungsdienst muss viele Starter wegen Unterkühlung und Krämpfen behandeln.
Schemm beurteilt den Braveheart-Battle 2015 als den bisher anspruchsvollsten und längsten. „Es war das härteste Rennen bisher und das letzte in Münnerstadt - wir verabschieden es mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt sie. Im nächsten Jahr soll der Extremlauf im nahen Bad Kissingen stattfinden.