Letzter Bodensee-„Tatort“: Zwischen Mord und Melancholie

Konstanz (dpa) - Eva Mattes und Sebastian Bezzel brauchen an diesem Tag vor allem eines: Geduld. Die beiden Schauspieler drehen immer wieder die gleiche kurze Szene für den Bodensee-„Tatort“; fünf, zehn, fünfzehn Mal.

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Der Inhalt von rund 30 Sekunden: Die Kommissare Klara Blum (Mattes) und Kai Perlmann (Bezzel) telefonieren, dabei gibt Blum vor, im Urlaub zu sein. Doch an der nächsten Ecke stehen sie sich plötzlich gegenüber. Ein intensiver, angespannter Moment - über dem auch noch ein Hauch Melancholie liegt: Es ist die letzte Episode, die das Team gemeinsam dreht. 2016 wird der Bodensee-„Tatort“ auslaufen.

Der Südwestrundfunk (SWR) hatte das Ende für Blum und Perlmann bereits 2014 bekanntgegeben. Man habe die Entscheidung zusammen mit den Hauptdarstellern getroffen, hieß es damals. „Nach 14 erfolgreichen gemeinsamen Jahren der beiden großartigen Schauspieler und des Senders mit dem Tatort aus Konstanz werden wir uns dann von ihm verabschieden“, teilte der SWR mit.

Aber lässt sich das beim Drehen verdrängen? „So ganz beiseite schieben kann ich das nicht“, sagt Eva Mattes. „Natürlich denkt man daran. Aber für mich ist das in Ordnung. Ich finde, 14 Jahre sind gut und genug. Jetzt darf auch wieder was anderes kommen.“ Sebastian Bezzel gibt sich ebenfalls entspannt: „Ich habe über ein Jahr Zeit gehabt, mich darauf vorzubereiten. Das ist ok.“

Zwei Episoden laufen noch im kommenden Jahr: „Rebecca“ erzählt die Geschichte eines verstörten jungen Mädchens, das als kleines Kind entführt wurde. Ausgestrahlt wird die Folge Anfang Januar. Im Herbst folgt mit „Wofür es sich zu leben lohnt“ die endgültig letzte Episode. Vom Inhalt wird nicht allzu viel verraten. Es geht um einen sterbenden Mann in einem Boot auf dem Bodensee, um einen Giftmord und eine gefährliche Frau. Das Ende bleibt streng geheim. Ist es gut? „Ich finde, es ist ein richtiges Ende“, sagt Mattes.

Der Drehtag in Konstanz ist zugleich der erste nach Bekanntgabe der Nachfolge für den Bodensee-„Tatort“. Künftig sollen Eva Löbau (43) und Hans-Jochen Wagner (46) als Kommissare im Schwarzwald ermitteln - mit TV-Entertainer Harald Schmidt als Chef. Beim Konstanzer Dreh-Team will sich dazu niemand äußern. „Kein Kommentar“, heißt es von allen Seiten.

In der Stadt ist die Enttäuschung zu spüren: „Ich bedauere sehr, dass der Bodensee-„Tatort“ künftig nicht mehr in Konstanz und am Bodensee fortgeführt wird“, teilt Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU) mit. „Gerade die Grenzregion hätte noch sehr viel Stoff für gute Geschichten geboten.“ Er wolle aber ein guter Verlierer sein und sei gespannt auf die „Tatorte“ aus dem „finsteren Schwarzwald“.

Bis Ende der Woche wird das Team noch in Konstanz drehen, dann liegen insgesamt 24 Drehtage hinter ihnen, wie Produktionsleiter Dieter Streck sagt. Jeder Tag wiederum bringt im Schnitt nur 4,5 Sendeminuten hervor. Auch an diesem Tag muss die Szene mit Blum und Perlmann immer und immer wieder geprobt werden, bevor überhaupt die Aufnahme läuft. „Normal“, sagt Streck.

Nicht nur für die Schauspieler, auch für die Komparsen bedeutet das: Immer wieder zurück auf null. Isabelle Bronner und Dunja Harenberg sind bereits zum dritten Mal beim „Tatort“-Dreh dabei. Ihre Aufgabe: Zusammen durch die Gasse schlendern, an Perlmann vorbei. Bestimmt 20 Mal laufen sie hin und wieder zurück, bis Regisseurin Aelrun Goette die Szene im Kasten hat. „Unseren Frühsport haben wir gemacht“, witzeln die beiden Frauen.