Liebe und Leid: Die Woche der Monica Lierhaus

In den Tagen nach ihrem überraschenden Auftritt ist die Debatte über die Rückkehr der TV-Moderatorin Monica Lierhaus in vollem Gange. Es geht um Themen wie Schicksal und Scham.

Berlin (dpa) - Seit dem 4. Februar, als die erkrankte Moderatorin Monica Lierhaus bei der Goldenen Kamera einen Ehrenpreis bekam, diskutieren viele Menschen über ihr spektakuläres Comeback.

In den Medien hat eine rege Debatte begonnen: über die Wucht emotionaler Fernsehmomente (vor Millionenpublikum machte Lierhaus ihrem Lebensgefährten Rolf Hellgardt einen Heiratsantrag), das Thema Privatsphäre sowie das künftige Engagement der 40-Jährigen für die ARD-Fernsehlotterie.

„Über den Umfang der Aktivitäten von Monica Lierhaus sagen wir in der ersten Märzwoche mehr“, sagt der Fernsehlotterie-Sprecher Mario Czipull. „Einen TV-Spot mit ihr gibt es nicht“, ergänzt er.

Zwei Jahre war die frühere „Sportschau“-Moderatorin aus der Öffentlichkeit verschwunden. Wer über ihren Gesundheitszustand nachforschte, musste lange Zeit mit Ärger vom Anwalt rechnen. Die ARD als Lierhaus' Arbeitgeber hatte Anfang 2009 nur knapp mitgeteilt, dass sie schwer krank sei.

Doch jetzt das: Lierhaus taucht bei einer vom ZDF übertragenen Gala der TV-Zeitschrift „Hörzu“ auf, die zum Medienhaus Axel Springer („Bild“, „Die Welt“) gehört. Sie hält eine emotionale Rede. In der „Bild am Sonntag“ lässt sie tags darauf Details ihrer Krankengeschichte verbreiten und wird am Montag als neue Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie präsentiert.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Michael Hanfeld) schrieb: „Im Showgeschäft gibt es viele Momente voller falscher Gefühle und kalkulierter Emotionalisierung, doch gibt es auch wahre Momente wie an diesem Abend, die für Zyniker gleich wieder etwas Irritierendes und Schockierendes haben.“

Die „Süddeutsche Zeitung“ (Alexander Gorkow) meinte: „Man sieht ein Paar, dem man keinen Vorwurf machen darf. Wer will sich das anmaßen? Perfide ist, dass der Veranstalter der Goldenen Kamera, der Springer-Verlag, und dass der Sender, das ZDF, auf diese Unantastbarkeit des Paares Lierhaus/Hellgardt spekulieren.“ Es gebe hier „eine quasi pornographische Anbetung des einen, großen und bitte absolut geilen Moments, der ins Bild muss - (...) koste es, was es wolle, zum Beispiel die Würde einer Frau wie Monica Lierhaus.“

Der Medienjournalist Stefan Niggemier schrieb in seinem Blog: „Monica Lierhaus hatte das Recht, Berichte über ihre Krankheit und ihre Genesung zu untersagen. Und sie hat das Recht, ihre Rückkehr in die Öffentlichkeit so spektakulär zu inszenieren, wie sie es möchte (...) Und doch stellt sich bei aller Sympathie ein merkwürdiges, irrationales und etwas unfaires Gefühl ein: Die Erkennbarkeit einer Inszenierung, die Offenkundigkeit eines Deals mit Springer, die Berechnung, die hinter all dem steht...“

Den öffentlichen Heiratsantrag befand Niggemeier jedoch nicht als das eigentliche Problem („Eine Ehe ist doch nicht zuletzt ein äußeres Bekenntnis von zwei Menschen, zusammenzugehören (...) Die Gefahr ist hier höchstens die, dass der Moment abgeschmackt erscheint - aber zu intim?“). Das eigentliche Problem sieht er eher im Klischee, dass eine nicht ganz leistungsfähige Frau eine bestimmte Rolle zugeteilt bekomme: „Ich fürchte, die Frage, wann sie fit genug ist, wieder als Moderatorin zu arbeiten, hängt nicht nur von ihrem eigenen Urteil ab. Als Behinderte darf Monica Lierhaus Fernsehbotschafterin für Behinderte werden. Das ist schön für sie. Und schrecklich typisch.“

Das medienkritische NDR-Fernsehmagazin „Zapp“ ließ neben Niggemeier den Anwalt Johannes Weberling, Experte für Medienrecht, zu Wort kommen. Er sagte, Lierhaus sei freiwillig mit ihrem Privatleben in die Öffentlichkeit getreten, weshalb die Medien nun darüber künftig berichten können, „auch detailliert“: „Frau Lierhaus wird sich nicht mehr drauf zurückziehen können, dass das ihre Persönlichkeitsrechte verletzt. Das hat sie jetzt verspielt.“