Maite und Moritz im Hüftgold-Finale
Berlin (dpa) - Für einen Leistungssportler wie Tim Lobinger hätte der Weg ins Finale des RTL-Spektakels „Let's Dance“ ein Spaziergang sein müssen. Pustekuchen.
Für die langjährige Boxweltmeisterin Regina Halmich wäre die Endrunde bei den vielen Tänzchen, die sie mit ihren Gegnerinnen in ihrer Karriere veranstaltet hat, Pflicht gewesen. Auch Pustekuchen. Die beiden Hochleistungssportler schieden früh aus und haben mit der Entscheidung nichts zu tun. Nicht die Profisportler setzen nun die Glanzlichter beim Finale an diesem Mittwoch (20.15 Uhr), sondern das Hüftgold: Mit der Sängerin Maite Kelly und dem Schauspieler Moritz A. Sachs stehen sich beim Fernseh-Abtanzball zwei Pummelchen gegenüber, die vor dem Start der Staffel niemand so recht auf dem Zettel hatte. Das Publikum, das neben der Jury über kostenpflichtige Anrufe über das Wohl und Wehe der Kandidaten bestimmt, hat seinen eigenen Willen.
Warum ausgerechnet zwei Pfundskerle wie Maite und Moritz, nicht die Sportler oder auch nicht jugendlich getrimmte Typen wie Model Liliana Matthäus oder Schauspieler Jörn Schlönvoigt ins Finale vorgeprescht sind, lässt sich nicht einfach erklären. Aus dem Abstimmungsverhalten des Publikums lässt sich nur schließen, dass viele Zuschauer eher auf Typen wie ihresgleichen mit Speckröllchen, Schwächen und Vorlieben für Naschkram stehen, weniger auf Glamour-Mäuse oder unerreichbar erscheinende Spitzensportler.
Dabei hat sich rund um die Pummelchen eine Menge getan. RTL hat genau nachgerechnet: Die 31-jährige Kelly hat bis zum „großen“ Finale insgesamt 306 Stunden trainiert und dabei neun Kilo abgenommen. Ihre älteste Tochter, Agnes (5), wolle unbedingt den Pokal zu Hause sehen. Der 32-jährige Sachs hat nach 320 Stunden Training sogar zwölf Kilo abgenommen. „Die Show ist wie ein Spiel und Spiele will man gewinnen“, zitiert RTL den Klausi Beimer aus der ARD-Dauerserie „Lindenstraße“. Ihm zuliebe unterbricht der Serienproduzent Hans W. Geißendörfer sogar seinen Griechenlandaufenthalt und reist nach Köln.
„Ich finde es schön, dass wir mal von diesem Klischee wegkommen, dass wer dünn ist, sich auch gut bewegen kann“, sagte der Chefjuror Joachim Llambi in einem von RTL geführten Interview. „Warum sollte auch eine Frau besser tanzen können als ein Mann? Das sind alles Vorgaben, die gar nicht stimmen. Auch eine etwas korpulentere Frau oder ein etwas massiger Mann kann sich hervorragend bewegen. Ich glaube, in unserer Gesellschaft gibt es sehr viele, die Maite und Moritz ähnlich sind von der Figur. An den beiden sieht man, dass man was erreichen kann und dass es nicht drauf ankommt, Konfektionsgröße 34 zu haben.“
Die verbliebenen zwei Paare legen jeweils drei Nummern aufs Parkett. Einen von der Jury ausgewählten Tanz, einen Lieblingstanz sowie einen „Freestyle“ - eine zu einer selbst gewählten Musik entworfene Tanz-Choreographie. Laut RTL muss der „Freestyle“ sich nicht an strikten Regeln orientieren, er sollte aber „spektakulär, furios und sehr unterhaltsam“ sein. Wer im Finale die meisten Anrufe bekommt, wird „Dancing Star 2011“.
Für RTL hat sich die vierte Staffel nach Quoten gelohnt. Jeden Mittwochabend saßen durchschnittlich 5,52 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen - der durchschnittliche Marktanteil in der für den Sender wichtigen Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer betrug 20,5 Prozent (der Schnitt liegt bei 19,5 Prozent). Die neue Programmierung (die ersten drei Staffeln waren immer freitags zu sehen) barg ein Risiko, zumal die Konkurrenz - wie Sat.1 - mittwochs mit der Fußball-Champions-League kam oder - wie die ARD - mit zum Teil starken Fernsehfilmen.
Noch ist es nicht offiziell, aber es gilt als sehr wahrscheinlich, dass „Let's Dance“ im nächsten Jahr neu aufgelegt wird - und dann auch immer wieder mittwochs.