Neue Chance zum Glück
Hamburg (dpa) - Die Mutter will nach Samoa. Der Vater will, nach Jahrzehnten als Entwicklungshelfer in Afrika, eigentlich nur seine Ruhe. Die Tochter ruht in sich und einer heilen Welt: netter Mann, reizende Kinder, ein schöner Beruf als Hebamme.
Dann explodiert die Idylle: Der Mann hat was mit der besten Freundin seiner Frau. Tochter Merrit flüchtet sich zu den Eltern. Aber die sind gerade dabei, sich auf ihre älteren Tage - siehe Samoa - doch noch zu trennen. Seelisches Chaos breitet sich aus. Aber es gibt immer, lehrt das Leben und lehrt das Drehbuch von Brigitte Blobel, eine „Neue Chance zum Glück“ - so heißt denn auch der Film von Regisseur Donald Kraemer, den die ARD an diesem Freitag (2.12., 20.15 Uhr) zeigt.
Und damit alles Düstere nicht allzu düster daherkommt, ist das Ganze in der wunderschönen Eifel angesiedelt, wo die Kamera aufs Üppigste in sanften Höhen und malerischen Tälern bei immerwährendem Sonnenschein schwelgen kann. Das schönste aller Motive: die Burg Wildenburg. Hier unterhalten Mutter (Jutta Speidel) wie Vater (Reiner Schöne) eine wunderbar romantische Jugendherberge. Und ein sympathisch jungenhafter Freizeitbegleiter stellt sich auch ein.
Kai Schewe spielt diesen Sympathieträger. Mathias Herrmann, einst Anwalt beim „Fall für zwei“, ist der treulose Ehemann, Sandra Borgmann seine Geliebte. Zwischen ihnen Sonsee Neu als Merrit, die endlich dahinterkommt, was für einem Früchtchen von Gatten sie da aufgesessen ist. Jutta Speidel, ohne Scheu vor Falten und Alter, ist die Mutter, die ihre Hoffnungen auf ein etwas aufregenderes Leben noch nicht aufgegeben hat. Wäre nur nicht der Herr Gemahl mit den Jahren so selbstgenügsam, so Abenteuer-resistent geworden.
Der Vater: eine Rolle für Reiner Schöne. Mit dem älteren Herrn im Film will der 69-Jährige aber wenig zu tun haben: „Ich bin immer noch ein unruhiger Geist“, sagt er im dpa-Interview. Und einer, der sich in die hiesige Show-Hierarchie nie so recht einfügen konnte, ein kerniger Außenseiter, den es in den 60ern wegzog aus der DDR, der unter höhnischen Kommentaren der DDR-Presse („Wohl das letzte Mal, dass man von diesem jungen Künstler gehört hat“) als „Jesus Christ Superstar“ und „Hair“-Nackedei über die Musical-Bühnen tobte und dann für zwanzig Jahre nach Amerika ging, wo er, wieder eine Ausnahme, als Deutscher nicht Nazi-Fieslinge spielte, sondern sogar in Western eingesetzt wurde.
Seine Herkunft: „Ich bin ein Assi, ein amerikanischer Ossi“. Seine Heimat: die Geburtsstadt Weimar, dann München, „wo ich damals bei "Hair" mit offenen Armen aufgenommen wurde“, heute im Wechsel Los Angeles und sein Wohnort Berlin. Seine Leidenschaft: die Musik. Dort sein größter Erfolg: der Song „Werde ich noch jung sein, wenn ich alt bin?“. Über Jahre war das Lied vergriffen. Jetzt ist es wieder da, mit vielen anderen Schöne-Titeln auf der CD „Mitten ins Herz“ zu der gleich noch ein Buch und Hörbuch mit autobiografischen Erinnerungen gehören. Auf die Song-Frage nach dem Jungsein sagt er: „Wahrscheinlich mit Ja zu beantworten, bilanzierend.“