Poesie auf Knopfdruck: Automat in Café liest vor

Münster (dpa) - Für ein paar Groschen bekommen Gäste eines Szene-Cafés in Münster im Vorbeigehen Poesie serviert.

Auf einem engen Flur zwischen Küche und Klo hängt an der Wand ein unscheinbarer Kasten, von dem ein Paar Kopfhörer hinabbaumelt. Gegen Einwurf von 50 Cent tönen zwei Gedichte aus dem Automaten: erst ein klassisches von Schiller, Goethe oder Tucholsky, dann eines von einem Studenten oder Cafébesucher.

Ein Audiokünstler hat die Stücke von Laien-Dichtern gesammelt, vertont und in seinen „Lyrikomaten“ gesteckt. „Das ist Poesie für zwischendurch, Zuhören, während man auf eine Verabredung wartet“, sagt Erfinder Pascal Bovée (31). „Du gegen Goethe“, heißt das Prinzip. „Ich wollte, dass die Leute sich trauen, ihre Gedichte zu veröffentlichen.“ Der Kontrast zwischen Klassisch und Neu, großer Kunst und Selbstgemachtem ist gewollt. Bislang ist die Gedicht-Box wohl einzigartig. Wenn die Idee ankommt, will Bovée aber auch woanders Automaten aufstellen - in Hamburg oder Berlin.