Harald Schmidt testet die Geschmacksgrenzen
Berlin/Köln (dpa) - Harald Schmidt ist nach acht Jahren wieder zurück bei Sat.1, und 1,39 Millionen Zuschauer sahen ihm am Dienstagabend ab 23.15 Uhr zu.
Der Marktanteil betrug 11,6 Prozent, beim vom Sat.1 heiß umworbenen jüngeren Publikum sogar 14,1 Prozent und damit gut drei Prozentpunkte über dem Senderschnitt - die Zahlen sprachen aus Sat.1-Sicht also für die Schmidt-Verpflichtung.
Deutschlands Chefzyniker kalauerte fast so wie in alten Zeiten. Wie der 54-Jährige, der sieben Jahre zwischendurch für die ARD tätig war, schon angekündigt hatte, kümmerte er sich zum Einstand gleich um seinen Fernsehkollegen Günther Jauch, der am Sonntagabend seinen Polittalk-Einstand bei der ARD gegeben hatte.
Schmidt begrüßte sein Publikum (wie Jauch im Berliner Gasometer) vor einer Backsteinmauer und sagte - im Jauch-ähnlichen Stil - vor einem Jauch-Konterfei: „Dieses Bild hat sich in unser kollektives Gedächtnis eingegraben. Nach diesem 11. September 2011 ist nichts mehr wie zuvor in der deutschen Talklandschaft.“ Jauchs Thema am Sonntag war der 11. September - allerdings der von 2001.
Schmidt bezeichnete Jauchs Kollegin Anne Will als „Dust Lady der ARD“, die den Sonntagabend überlebt und sich auf den Mittwoch gerettet habe. Ein Einspieler zeigt Will am Sonntag vorm Fernseher und wie sie beim Auftauchen Jauchs auf den Bildschirm spie. Der Kommentar: „Bei uns im Ersten reihern Sie in die ersten Sitze.“ Das Lästermaul der Nation testete mal wieder die Geschmacksgrenzen.
„Alle haben am Sonntag Günther Jauch gesehen“, witzelte Schmidt weiter. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass es wie "Stern-TV" gewesen sein soll. Es gab keine Tiere, es wurde nicht gekocht.“ Und es habe ein Schäferhund gefehlt, der den 11. September überlebt habe, jedoch traumatisiert und „miau“ von sich gebend. Und was habe Fußball-Trainer Jürgen Klinsmann befähigt, bei Jauch als Terror-Experte aufzutreten? „Gut, er hat die Kabinenansprachen von Uli Hoeneß überlebt.“
Und dann ging Schmidt auf den Euro und Griechenland los. Wirtschaftsminister Philipp Rösler spreche von „geordneter Insolvenz Griechenlands. Geordnete Insolvenz, oder wie es im Privat-Bereich heißt: Scheidung“. Schmidt weiter: „Ich finde, wir verdanken den Griechen so viel: die Demokratie, die Philosophie sowie den Satz: 'ne Rechnung brauchst du nicht, oder? Ich hatte vor kurzem eine griechische 1-Euro-Münze in der Hand. Vorne die 1, hinten das Porträt von Peter Zwegat.“ Der moderiert bei RTL die Sendung „Raus aus den Schulden“.
Und dann bekam noch der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sein Fett weg, der „ein Drei-Millionen-Anwesen in Amerika gekauft hat. Drei Millionen. Das ist inklusive einer Einliegerwohnung für Guido Westerwelle,“ Die Nachbarn von Guttenberg seien sehr freundlich. „Jeden Morgen rufen sie: Hallo, Onkel Doc!“ Guttenberg lasse dort... „Pardon! ...will dort ein Buch schreiben. Der Titel steht noch nicht fest; es soll von einem Zauberschüler in Hogwarts handeln.“
Schließlich erschien nach Überraschungsgast Olli Dittrich noch Entertainer Hape Kerkeling auf der Bildfläche. Was muss man den im Augenblick fragen? Klar: Wie stehen die Dinge bei „Wetten, dass..?“? Ob das Schippern auf dem ZDF-„Traumschiff“ nicht wie eine Außenwette sei, fragte Schmidt seinen Gast verschmitzt. Gute Frage, registrierte Kerkeling. Er wolle sie mal so stehen lassen. Und dann ließ Kerkeling doch den Hammer raus: „Im Januar ist es soweit: Ich bin bei "Tietjen & Hirschhausen" im NDR zu Gast.“