„Polizeiruf“: Einsatz in Magdeburg und Rostock
Magdeburg (dpa) - Zwei Städte, zwei Tote und dazwischen 350 Kilometer. Das sind zwei Fälle, vier Kommissare und scheinbar null Zusammenhang. Doch die Komplexität der Dinge ruft die „Polizeiruf 110“-Duos aus Rostock und Magdeburg gemeinsam auf den Plan.
Eine Premiere.
Ein Auto holpert die Bordsteinkante hoch. Es fährt über den Gehweg, lässt die Verfolger passieren, um sich dann wieder an ihre Fersen zu heften. Eine Verfolgungsjagd, bei dem ein Stuntman den Schauspieler Charly Hübner unterstützt. Der trägt Baseballcap und ist gut gelaunt. Einige neugierige Zaungäste sind da, auch einige Passanten lassen sich von den Absperrungen am Drehort nicht aufhalten. Ein älterer Herr schiebt gemütlich sein Fahrrad durch die Kulissen im Magdeburger Stadtteil Sudenburg, ein anderer fährt mit dem Auto mittendurch.
Die Szene gehört zum ersten länder- und senderübergreifenden „Polizeiruf 110“ - ein Zweiteiler. Er soll voraussichtlich am 27. September und 4. Oktober (20.15 Uhr) in der ARD gezeigt werden. Obwohl die Stunt-Szene in Magdeburg gedreht wird, könnte sie später in Rostock spielen - darauf deuten die Autokennzeichen „HRO“ hin.
Zum ersten Mal ermitteln Katrin König (Anneke Kim Sarnau, 43, „Honig im Kopf“), Alexander Bukow (Charly Hübner, 42, „Bornholmer Straße“), Doreen Brasch (Claudia Michelsen, 46, „Der Turm“) und Jochen Drexler (Sylvester Groth, 56, „Unsere Mütter, unsere Väter“) gemeinsam. Was dem Krimi-Fan beim „Tatort“ nicht fremd ist, gab es beim „Polizeiruf 110“ noch nie.
Für zweimal 90 Minuten wird die 350-Kilometer-Distanz zwischen Magdeburg und Rostock verkürzt. Elbe und Warnow rücken zusammen, zwei Leichen sei Dank. Da trifft der steife Drexler auf den kodderschnäuzigen Bukow und die burschikose Brasch auf die taffe Profilerin König.
Kreativer Kopf hinter dem „Polizeiruf“-Crossover ist Eoin Moore. Der gebürtige Ire kennt sich mit Sonntagabendkrimis im Allgemeinen und mit den Ermittlern Bukow und König im Speziellen aus. Vier Fälle von der rauen Ostseeküste gehen auf sein Konto, darunter „Einer von uns“ (2010), der erste Fall des Duos. Auch „Borowski und der freie Fall“ (2012) aus der „Tatort“-Reihe ist ihm zuzuschreiben. Bei „Ländersache“ führt er nicht nur Regie, er schrieb auch gemeinsam mit Anika Wangard das Drehbuch.
Darin haben sie folgende Fall-Konstellation erdacht: In Magdeburg stirbt eine junge Unternehmergattin bei einem Brandanschlag, kurz darauf liegt die Leiche eines Wirtschaftsprüfers in einem Rostocker Hotel. Zwei Fälle, die erst einmal nichts und dann doch ziemlich viel miteinander zu tun haben. Ihre Aufklärung führt die vier Kommissare zurück in die politische und wirtschaftliche Umbruchzeit Anfang der 90er Jahre.
„Ich finde es super, dass die ARD darauf Bock hatte“, sagt Hübner. „Ich finde, das kann man öfter machen.“ Seinen Auto-Stunt beschreibt der Wahl-Hamburger wie das Training beim Sport. „Man muss sich immer irgendwie warm halten. Und dann weißt du nie, wie das Auto reagiert.“ Seine Serienfigur hat nach eigener Aussage am wenigsten mit den anderen Kollegen zu tun. Bukow zieht - ganz typisch - seinen eigenen Handlungsstrang durch.
Gedreht wird „Ländersache“, so der vorläufige Arbeitstitel, bis Ende des Monats in Magdeburg, Rostock und Hamburg. Insgesamt 46 Drehtage sind für die Gemeinschaftsproduktion des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und des Norddeutschen Rundfunks (NDR) vorgesehen. Ende Januar fiel die erste Klappe. „Obwohl ich anfangs Zweifel hatte, weil wir ja hier in Magdeburg quasi erst laufen lernen, ist die Zusammenarbeit großartig“, sagt Michelsen. „Länderübergreifende Ermittlungen haben bei den ARD-Krimis eine lange Tradition“, sagt NDR-Programmdirektor Frank Beckmann. „Das 25-jährige Jubiläum der Deutschen Einheit nehmen wir zum Anlass, diesen Faden wieder aufzunehmen.“