RTL-Reportage: Günter Wallraff wieder undercover
Berlin (dpa) - Der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat in den vergangenen Monaten wieder undercover gearbeitet und Missstände in der Arbeitswelt aufgedeckt. Seine Ergebnisse präsentiert der 69-Jährige am Mittwoch in einer RTL-Reportage (21.15 Uhr) sowie im „Zeitmagazin“ (Mittwoch in der iPad-Version, Donnerstag in der Printausgabe).
Wo genau Wallraff diesmal in Verkleidung unterwegs war und was er herausgefunden hat, wollten beide Medien noch geheim halten. „Zeitmagazin“-Chefredakteur Christoph Amend sagte zur neuen Recherche von Wallraff lediglich: „Auch mit seiner neuen Reportage zeigt er eine Schattenseite unserer Arbeitswelt, die er in den vergangenen Monaten selbst erlebt hat.“
Warum er sich RTL zur Verfügung gestellt habe, erläuterte Wallraff in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit dem Sender: „Ich will jüngere Zuschauer erreichen und vor allem auch Menschen wie die, deren Arbeitsbedingungen ich geteilt habe. Die gehören eher zum Publikum von RTL. Ich hoffe, dass es dann zu Reaktionen und Konsequenzen kommt, damit sich grundsätzlich was ändert.“
Die Geheimniskrämerei vor der Ausstrahlung begründete der Undercover-Journalist so: „Weil erfahrungsgemäß diejenigen, die ich kritisiere, versuchen, eine Ausstrahlung zu verhindern, bevor sie überhaupt eine einzige Minute des Films gesehen haben.“ Die Maske während der Dreharbeiten sei nicht so bedeutsam gewesen: „Obwohl ich hunderten Menschen gegenüberstand, hat mich keiner erkannt. Einem Kuli schaut man nicht ins Gesicht...“
Über seine neue Enthüllung sagte er lediglich: „Bei dieser Undercover-Recherche decke ich gravierende Missstände auf. Auch hier werden Menschen über die Grenzen ihrer Belastbarkeit hinaus gesundheitlich und finanziell ruiniert. Daran können sogar Familien und Partnerschaften zerbrechen. Auch wir als Verbraucher tragen unkritisch unseren Teil dazu bei, wenn Arbeitnehmer in Deutschland ausgebeutet werden, weil wir alles immer schneller und immer billiger haben wollen.“
Wallraff hat seit den 1970er Jahren immer wieder mit seinen Undercover-Recherchen für Schlagzeilen gesorgt, so als „Bild“-Reporter oder als türkischer Gastarbeiter. Zuletzt hatte seine Recherche über mangelnden Arbeitsschutz in einer Großbäckerei zu einem langwierigen Prozess gegen den Firmenchef geführt, der auch nach über zwei Jahren noch nicht zum Abschluss gekommen ist.
Im April war er dann als Person selbst wieder in den Schlagzeilen: Die „Welt am Sonntag“ berichtete, ein ehemaliger Mitarbeiter von Wallraff habe jahrelang für die DDR-Staatssicherheit (Stasi) gearbeitet. Laut Stasi-Akten habe dieser Mann mehrere Kapitel des Wallraff-Bestsellers „Ganz unten“ verfasst. Dies dementierte Wallraff damals im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Der betreffende Journalist habe für seinen Bestseller einige Recherchen vorgenommen, aber „nicht ein einziges Kapitel verfasst“.
In einem „Zeit“-Interview wehrte sich Wallraff zudem gegen Vorwürfe, er selbst habe mit der Stasi zusammengearbeitet. „Wir haben nicht zusammengearbeitet. Ich habe Archive der DDR benutzt. Dabei war ich der aktive Teil und nicht umgekehrt.“ Er habe dabei Kontakt zu Stasi-Leuten gehabt, ohne von deren Stasi-Tätigkeit zu wissen.
Für das „Zeitmagazin“ ist Wallraff seit fünf Jahren als Autor aktiv. Für den Privatsender RTL ist die Reportage „Günter Wallraff deckt auf! Der neueste Fall des Undercover-Spezialisten“ die erste derartige Zusammenarbeit mit dem Autor. Im Anschluss an den 60-minütigen Filmbeitrag steht Wallraff im Magazin „Stern TV“ live Rede und Antwort.