Laufsteg ins Rampenlicht Trainieren für „Miss Germany“

Rust (dpa) - Zu Bikini oder Badeanzug werden Stöckelschuhe getragen, die Frisur und das Lächeln sitzen. Für die Fotografen müssen die jungen Frauen eine gute Figur machen. Doch der Gang über den Laufsteg ist ungewohnt und wird deshalb geübt - immer und immer wieder.

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21 junge Frauen aus ganz Deutschland wollen „Miss Germany“ werden. Am Wochenende kamen sie zu einem ersten Treffen zusammen, am Dienstag fliegen sie auf die spanische Insel Fuerteventura in ein zehntägiges Trainingscamp. Titel und Siegerkrone locken. Und dies bereits seit 90 Jahren.

„Den Blick bitte direkt in die Kamera“, sagt der Fotograf, während sich die junge Frau im Badeanzug vor ihm in Position bringt. Die Siegerschärpe der Landeswahl, bedruckt in den Deutschlandfarben, hängt quer über der Brust. Hinter der Kamera stehen drei Visagistinnen bereit. „Make-Up Artist“ steht auf ihren Hemden. Sie schminken, frisieren und schauen, dass auch sonst die Optik stimmt.

Immer griffbreit sind Haarspray, Puder und Schminksachen. Hochhackige Schuhe sind Pflicht. Sie passen zum Abendkleid ebenso wie zu Bikini oder T-Shirt. Zur Not helfen Heftpflaster. Drücken die Schuhe, seien die ein Segen, sagt ein Helfer.

Die ersten Fotos der diesjährigen „Miss Germany“-Wahl werden am Wochenende an einem Swimmingpool im Europa-Park in Rust bei Freiburg gemacht. Hier kommen die 21 Teilnehmerinnen erstmals zusammen. Sie haben in den Bundesländern Wahlen gewonnen und sich so fürs Finale qualifiziert. Nach diesem ersten Treffen geht es zehn Tage ins Trainingslager. Gewählt wird die neue „Miss Germany“ dann am 18. Februar in Rust. Der Siegerin winken - neben der einjährigen Amtszeit als Schönheitskönigin - ein Auto, Kleider und Reisen.

Das Schaulaufen der Schönen geht seit genau 90 Jahren über die Bühne, 1927 wurde erstmals gewählt. „Miss Germany“ ist damit nach Angaben der Veranstalter der traditionsreichste und bedeutendste Schönheitswettbewerb der Republik. Und die „älteste aller Casting-Shows“, sagt Organisator Max Klemmer (20). Veranstaltet werden die Wahlen von einem Familienunternehmen mit Sitz in Oldenburg. Max Klemmer ist die dritte Generation.

„Früher war der Schönheitswettbewerb für die Frauen der erste Schritt in die Öffentlichkeit, der Gang in eine neue und unbekannte Welt“, erinnert sich Horst Klemmer (80), der Seniorchef. Das hat sich geändert: „Die Damen von heute wissen sich zu präsentieren.“ Sie machen Selfies, posten Fotos und Videos von sich, zeigen sich im Internet und machen sich öffentlich. Zudem haben Casting- und Topmodel-Shows im Fernsehen die Schönheitswettbewerbe in den vergangenen Jahren wieder populär gemacht. Steigende Teilnehmerzahlen und ein wachsendes Medieninteresse sind die Folge.

Doch wie im Fernsehen oder im Internet ist es hier nicht, sagt Chef-Choreograph Jens Dolecki. Es brauche Disziplin, Ausstrahlung, gute Manieren und den Mut, sich auch live einem großen Publikum zu stellen. Zudem die Fähigkeit, sich einzufügen. „Zickenkrieg“, wie im Fernsehen, sei bei „Miss Germany“ nicht gerngesehen.

Die Teilnehmerinnen der Schönheitswahl kommen aus ganz Deutschland. Schülerinnen sind ebenso dabei wie Studentinnen, Auszubildende, Bürokauffrauen, eine Friseurmeisterin und eine angehende Ärztin. Die Jüngste ist 17, die Älteste 28 Jahre alt. Präsentieren müssen sie sich bei der Wahl im Abendkleid, später in Bikini oder Badeanzug. Eine Jury entscheidet schließlich, wer die Schönste ist.

Auf der Bühne stehen sollten dieses Jahr ursprünglich 23 Frauen. Doch zwei von ihnen sind kurzfristig nicht dabei: „Miss Sachsen-Anhalt“, eine 17 Jahre alte Schülerin aus Magdeburg, hat von ihrer Schule nicht freibekommen. Sie kann daher weder am Vorbereitungscamp, noch an der Wahl teilnehmen. Und eine andere, „Miss Brandenburg“, erwartet ein Kind. Deutschlands schönste Miss kann sie deshalb nicht mehr werden. So sehen es die Regularien des Veranstalters vor.