Umbau bei Gruner+Jahr: Verlagsmanagerin Jäkel allein am Ruder
Hamburg (dpa) - Radikalumbau bei Gruner+Jahr: Der Zeitschriftenkonzern wird künftig allein von der Medienmanagerin Julia Jäkel geführt. Die 41-Jährige war erst seit September Deutschland-Chefin im bisherigen Führungstrio.
Die beiden anderen Vorstände müssen gehen.
Das beschloss der Aufsichtsrat am Mittwoch in Hamburg. Bisher verantworteten im Vorstand Torsten-Jörn Klein das Auslandsgeschäft und Achim Twardy die Finanzen. Für sie sollen zwei Verlagsmanager mit anderen Aufgaben in das Gremium einziehen. Begründet wurden die Veränderungen mit einer stärkeren Ausrichtung von G+J auf das Digitalgeschäft.
Binnen weniger Tage ist dies der zweite Paukenschlag in der deutschen Medienbranche. Erst am Dienstag hatte der Spiegel-Verlag seine beiden Chefredakteure Georg Mascolo (48) und Mathias Müller von Blumencron (52) abberufen. Am Spiegel-Verlag ist auch Gruner+Jahr mit rund einem Viertel beteiligt.
Gesellschafter und Aufsichtsrat seien der Auffassung, „dass die Transformation zu einem auch digital führenden Medienunternehmen eine inhaltliche und personelle Neuordnung des Managements erfordert“, teilte G+J-Aufsichtsratschef und Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender Thomas Rabe mit. Er würdigte Klein und Twardy für ihre exzellente Arbeit über Jahre. Bertelsmann ist mit 74,9 Prozent Mehrheitseigner, die Hamburger Verlegerfamilie Jahr hält eine Sperrminorität von 25,1 Prozent.
G+J zählt zu den größten Zeitschriftenverlagen Europas. Zu dem Großverlag gehören unter anderem die Zeitschriften „Stern“, „Gala“, „Neon“, „Brigitte“ und „Schöner Wohnen“. Gruner+Jahr hatte Jäkel nach dem Abgang des damaligen Vorstandschefs Bernd Buchholz vor rund sieben Monaten in den Konzernvorstand geholt und die Troika installiert.
Der Dreier-Vorstand hatte mit der Einstellung der stets defizitären „Financial Times Deutschland“ und dem Verkauf der Wirtschaftsmagazine „Impulse“ und „Börse Online“ 2012 Aufsehen in der Medienbranche erregt. Finanzielle Folge: ein Jahresverlust 2012 von 11 Millionen Euro. Der Umsatz war im vergangenen Jahr mit 2,22 Milliarden Euro um 3 Prozent rückläufig.
Im vergangenen Jahr seien wichtige Weichen gestellt und Veränderungen angestoßen worden, hieß es jüngst bei der Bilanzvorlage. Der Verlag müsse besser, schneller, effizienter und digitaler werden, kündigte Jäkel damals an. Sie rückt bei Bertelsmann in das Group Management Committee ein, das ist ein Steuerungskreis, der den Gütersloher Vorstand unterstützt.
Neben der Vorstandschefin wird Stephan Schäfer (38) künftig als Produktvorstand verantwortlich für das gesamte G+J-Titelangebot sein. Schäfer war 2009 als Chefredakteur von „Schöner Wohnen“ bei G+J gestartet und seit Oktober Verlagsgeschäftsführer der Life-Gruppe mit einer Reihe von Titeln („Brigitte“, „Couch“). Dies soll er in Personalunion weiterführen. G+J verwies darauf, dass die Chefredakteure der Magazine weiterhin über die redaktionellen Inhalte ihre Blätter entscheiden werden.
Für die Steuerung der Konzernorganisation wurde Oliver Radtke (44) ernannt, der bislang bei der G+J-Mehrheitsbeteiligung Dresdner Druck und Verlagshaus („Sächsische Zeitung“) die Geschäfte führte. Er ist unter anderem verantwortlich für Finanzen, Controlling und das Asien-Geschäft. Die Geschäfte in Europa leitet künftig Rolf Heinz (46), der bisher für Frankreich zuständig war. Das Auslandsgeschäft bringt rund 56 Prozent des Jahresumsatzes.