Gleichberechtigung: Aufstand der Lego-Mädchen

Eine Siebenjährige fordert das Aus für die Rollenverteilung bei Spielzeug. Die Branche lebt indes gut von und mit den Klischees.

Foto: dpa

Billund. In der Bauklötzchenwelt von Lego dürfen die Jungen arbeiten gehen und Abenteuer erleben — und die Mädchen sitzen zu Hause oder gehen shoppen. So sieht das jedenfalls ein Mädchen aus Amerika: In einem Brief an Lego hat sich die siebenjährige Charlotte über die Geschlechterrollen bei dem Spielzeugriesen aus dem dänischen Billund beschwert, berichten Medien.

Foto: dpa

„Liebes Lego. Ich heiße Charlotte. Ich bin sieben Jahre alt und liebe Lego, aber ich mag es nicht, dass es viele Lego-Jungen, aber kaum Mädchen gibt.“ So der Brief. „Ich will, dass ihr mehr Lego-Mädchen schafft und sie Abenteuer erleben und Spaß haben lasst.“

Hersteller hören immer öfter auf solche Rufe und bieten klassisches Jungs-Spielzeug wie Bagger, Bobbycars und Bauklötzchen auch für Mädchen an — allerdings auch in einer mädchenhaften Version. Für die Branche wird gerade geschlechterspezifisches Spielzeug wichtiger. Pink ist für Mädchen, blau ist für Jungs — stimmt das also (noch)?

Während viele Eltern dagegenarbeiteten, dass ihre Kinder solchen Rollen entsprechen müssen, haben die Kleinen oft das Bedürfnis, sich typisch für das eigene Geschlecht zu verhalten, meint die Erziehungswissenschaftlerin Bettina Hannover von der Freien Universität Berlin. „So kommt es, dass ein Mädchen unbedingt im Prinzessinnenkleid auf den Spielplatz will.“

Die Spielzeugbranche entdecke diese Geschlechterunterschiede als Geschäft, sagt Hannover. „Die Konsumsituation wird immer ausgereifter“, sagt die Forscherin. „Man hat gemerkt, dass man noch mehr Geld machen kann, wenn man für Jungen und Mädchen spezifische Spielzeuge präsentiert.“

Charlotte (7)

Die Hersteller konzentrieren sich dabei besonders auf die Mädchen. „Es gibt immer mehr Mädchenspielzeug“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie, Ulrich Brobeil. Während der Markt für Jungen rückläufig sei, gehe es bei den Mädchen seit Jahren steil nach oben.

Einfach nur mit männlichen Figuren zu spielen, reiche den Mädchen aber nicht. „Wir haben uns sehr darauf konzentriert, mehr weibliche Figuren und Themen einzubauen“, sagt Lego-Sprecher Roar Rude Trangbaek. So gibt es im Lego-Friends-Set „Emma“, die Karate kann. Auch Extremsportlerinnen und weibliche Rockstars sind inzwischen Teil der Lego-Welt.

Eine geschickte Taktik. Denn Kinder seien sich der Erwartungen bewusst, die an sie gerichtet würden, sagt Hannover. „Sie haben große Angst, diesen Normen nicht zu entsprechen.“ Ein Mädchen, das lieber Fußball spiele, sei oft nicht so beliebt wie eins, das mit ihren Freundinnen mit Puppen spiele.