39 Stiche mit dem Fleischermesser: Tönisvorsterin (41) hatte keine Chance
In 13 Jahren Ehe hatte das Paar völlig unauffällig in St. Tönis gelebt. Im vergangenen Dezember gab es Probleme. Die verschlimmerten sich zum Beziehungsdrama, das schließlich am Mittwochnachmittag tödlich endete. So zeichnet sich am Tag nach der Bluttat vor der Grundschule Hülser Straße das Bild für die Ermittler der Mordkommission.
St. Tönis. Wie konnte es zu der schrecklichen Tat vor der Grundschule Hülser Straße kommen, bei der eine zweifache Mutter durch 39 Stiche mit einem Fleischermesser starb? Dazu nahm die Polizei am Donnerstag Stellung. Der mutmaßliche Täter (51) hatte sich demnach vorgenommen, seine Frau umzubringen, dann in seine Wohnung an der Berlinde Straße zu fahren und sich zu erhängen. „Das hatte er auch schon vorbereitet“, erklärte Mario Eckartz, Leiter der Mordkommission Mönchengladbach. Mit einem Elektrokabel, das er am Balkon festgemacht hatte, wollte er sich umbringen. Das misslang — das Kabel riss, der Mann stürzte einige Meter in die Tiefe und verletzte an der Schulter. „Wir haben ihn in der Wohnung einer Nachbarin angetroffen. Er ließ sich widerstandslos festnehmen“, erklärte der Chef-Ermittler.
Der Druck, der sich in dem St. Töniser aufgebaut hatte, muss riesig gewesen sein. Im Dezember hatte seine Frau ihm eröffnet, sich trennen zu wollen. „Sie hat ihm gesagt, er solle sich eine Wohnung suchen“, sagte Eckartz. Was den Lagerarbeiter offenbar überforderte. „Er hat bei den Vernehmungen gesagt, dass er finanziell keine Möglichkeit habe, eine eigene Wohnung zu unterhalten“, so Eckartz. Der Mann habe in den folgenden Tagen und Wochen seine Frau bedrängt, um sie umzustimmen — ohne Erfolg.
Ende Januar soll er laut den Ermittlern seine Frau geschlagen haben. Die zog daraufhin mit den beiden Kindern (sieben und neun Jahre) zu einer Freundin. Am vergangenen Dienstag erstattete sie Anzeige wegen „häuslicher Gewalt“. Zusätzlich erhielt der Mann eine einstweilige Verfügung, sich seiner Frau und den Kindern nicht mehr zu nähern. Die galt besonders für das Schulgelände und den Schulweg. „Diese Verfügung und die Anzeige wurden ihm am Mittwoch zugestellt. Daraufhin fasste er den Vorsatz zur Tat und zum Suizid“, sagt Eckartz.
Als die Frau am Mittwoch zusammen mit einer Freundin die Kinder aus der Offenen Ganztagsschule abholte und ihre Tornister im Auto verstaute, fuhr ihr Mann mit einem Wagen vor, sprang heraus und griff sie an. Der Versuch der Freundin, dazwischen zu gehen, scheiterte. Herz und Lunge der Ehefrau wurden so getroffen, dass die Frau keine Chance hatte, den Angriff zu überleben. Ihre Freundin wurde schwer an der Hand verletzt.
Ein Zeuge versuchte ebenfalls noch, den Mann an der Tat zu hindern, wurde aber mit dem Messer bedroht. Er rief die Polizei. Die nahm den mutmaßlichen Täter wenig später fest und brachte ihn zunächst ins Tönisvorster Krankenhaus, wo er (bewacht und gefesselt) die Nacht verbrachte. Nach seiner Vernehmung, bei der er laut Polizei geständig war, konnte er in ein Justiz-Krankenhaus verlegt werden. Donnerstagmittag ordnete der Untersuchungsrichter U-Haft an. Gegenüber der Polizei sagte der Mann noch aus, er wünsche sich eine gute Pflegefamilie für die Kinder.
Auf den St. Töniser wartet eine Anklage wegen Mordes und zweifacher gefährlicher Körperverletzung. Das erklärte Anna Stelmaszczyk von der Krefelder Staatsanwaltschaft. Die sieht „Heimtücke“ als Mordmerkmal, denn der Mann habe seine Frau von hinten angegriffen. Den 51-Jährigen könnte eine lebenslange Haftstrafe erwarten — mit oder ohne Sicherheitsverwahrung.
Was geschah mit den Kindern? Nachdem sie zunächst bei Freunden der Frau waren, brachte sie der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamtes sie in einer Notfallambulanz unter. Für sie soll schnellstmöglich eine Pflegefamilie gesucht werden.