Goldschatz im Garten macht Amerikaner zu Millionären
San Francisco (dpa) - Es war ein Spaziergang mit dem Hund wie jeder andere. Immer wieder seien sie in den vergangenen Jahren diesen Pfad auf ihrem großen Grundstück im Norden Kaliforniens entlanggelaufen, aber aufgefallen sei ihnen dabei nie etwas.
Doch dann - an einem Tag im Februar vergangenen Jahres - sah das Paar, das anonym bleiben will, im Schatten eines Baumes etwas Metallisches im Boden blitzen. So jedenfalls berichten John und Mary, wie sie sich in Medien nennen lassen, von ihrem Schatzfund, der als größter der US-Geschichte gilt.
Sie gruben die große verrostete Dose demnach mit einem Stock aus, hievten sie ins Haus - und trauten ihren Augen kaum. Dort in ihrem Garten lag tatsächlich ein Topf voller Goldmünzen versteckt. Mit kleinen Handschaufeln bestückt kehrten sie an den Fundort zurück und fanden sechs weitere Dosen im Boden, einige richtig verrottet. Eine achte konnten sie mit Hilfe eines Metalldetektoren aufspüren. Das Ergebnis: der laut Experten größte Schatzfund in der US-Geschichte.
Genau 1427 güldene Geldstücke im Wert von 5, 10 und 20 Dollar aus dem 19. Jahrhundert haben Mary und John zutage gefördert, alles in allem 27 980 Dollar (etwa 20 000 Euro). Aber das ist nur der Nominalwert - den Sammlerwert schätzen Fachleute auf mindestens 10 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Der bislang größte bekannte Goldfund auf US-Boden brachte rund eine Million Dollar ein. Ein Bauarbeiter hatte 1985 in Tennessee Münzen im Nominalwert von 4500 Dollar gefunden.
Wahrhafte Raritäten machen den Goldschatz zum Hauptgewinn: Allein ein 20-Dollar-Stück aus dem Jahr 1866 könnte bis zu einer Million bringen, so der Münzhandel-Service Kagin's, den das Paar mit dem Verkauf beauftragt hat. „Man hört all diese Wildwest-Geschichten von vergrabenen Schätzen und man denkt, sie sind Fantasien - aber diese ist wirklich passiert“, sagte der Inhaber Don Kagin der Zeitung „San Francisco Chronicle“. Viele Münzen seien besser erhalten als alle bisher bekannten - inklusive berühmter Museumsstücke.
Die meisten in dem Fund wurden zwischen 1847 und 1894 in San Francisco geprägt, der Metropole für Glückssucher während des Goldrausches. Bezahlt werden konnte in den USA mit den Eagles (Adler), so der offiziell Name, seit 1786, als der Kongress sie offiziell einführte. Die Ära endete 1933, als Präsident Franklin D. Roosevelt den Bürgern in der Wirtschaftskrise verbot, Goldmünzen zu besitzen und die Produktion stoppte.
„Ich hätte nie geglaubt, dass wir so etwas finden würden“, sagte Mary in einem Interview, das Kagin's im Internet veröffentlichte. Dass der Schatz erst ein Jahr später den Weg in die Medien fand, hat gute Gründe. Völlig überrumpelt versteckte das Paar den Fund zunächst unter einem Haufen Feuerholz - die Münzen in schützenden Schaumstoff gewickelt, in Plastiktüten verpackt und in einer Kühltruhe gelagert. „Wir wussten sofort, dass wir sie verkaufen wollten, aber wir konnten ja nicht zu irgendjemandem gehen“, sagte Mary.
Also suchten sie Experten und nahmen sich einen Anwalt. Unabhängige Schätzer schrubbten monatelang den Dreck von den Münzen und stellten Recherchen an. Auch die Geheimnistuerei um ihre Identität und den genauen Ort haben sich die beiden gut überlegt, schließlich möchten sie keine Invasion von Goldgräbern auf ihrem Grundstück erleben. Außerdem: „Wir lieben unser Leben, wie es ist“, sagte Mary. Das wollen sie nicht ändern, auch wenn es jetzt sorgenfreier sei.
Doch eine Angabe zur Fundstelle ließen sich die beiden in ihrem anonymen Interview entlocken: Sie hätten sich schon lange über einen merkwürdigen Stein auf ihrem Grundstück gewundert. „Erst als wir den Fund machten, erkannten wir, dass es eine Markierung gewesen sein könnte. Wenn man von dem Stein aus zehn Schritte in Richtung des Nordsterns geht, dann landet man genau in der Mitte der ganzen Münzen.“ Das sollten sich Schatzsucher vielleicht merken.