„Grammatik“ der Fotografie von Timm Rautert in Dresden
Dresden (dpa) - Belichtung, Filmrahmen, Vervielfältigung: Das Dresdner Kupferstich-Kabinett präsentiert ab Samstag erstmals Timm Rauterts kompletten Zyklus „Bildanalytische Photographie“. Die 65 Unikate umfassende Gruppe gilt als Hauptwerk der deutschen Fotografie der 1960er und 1970er Jahre.
Vor Eröffnung der Ausstellung (bis 25. September) sagte der 74-Jährige am Freitag: „Mir geht es um die Vermittlung von modernem Wissen.“ Die Fotografie als Leitmedium des 20. Jahrhunderts transportiere dieses. Fotografie sei „eine magische Fläche“ für ihn.
Das Konvolut wurde 2014 für das Museum erworben. Die Kuratoren stellten die darin enthaltenen Schwarzweiß- und Farbfotografien, Bild-Text-Collagen und Bedienungsanleitungen in einen Dialog mit Druckgrafik aus dem Bestand unter anderem von Holbein und Rembrandt. „Es ist eine der Fotografie selbst gewidmete Ausstellung“, sagte Stephanie Buck, Direktorin des Kupferstich-Kabinetts, das eine der ältesten Fotosammlungen an einem Kunstmuseum innerhalb des deutschsprachigen Raumes verwahrt.
Der zwischen 1968 und 1974 entstandene Zyklus, den Rautert als „Grammatik“ der Fotografie bezeichnet, ist ein Gesamtkunstwerk. Jede einzelne Arbeit reflektiert das Medium, ergründet Grenzen und testet Manipulationsmöglichkeiten aus. Bisher nicht veröffentlichte Notizen und Skizzen aus dem Archiv des Künstlers erklären den Hintergrund seiner Entstehung.
Rautert zählt zu den wichtigsten Fotografen der Gegenwart in Deutschland. Die „Bildanalytische Photographie“ entstand während des Studiums an der Folkwangschule Essen und bei Reisen nach New York, wo er mit den Kreisen um Andy Warhol und Konzeptkünstlern in Kontakt kam. 2008 erhielt er als erster Fotograf den Lovis-Corinth-Preis für sein Lebenswerk.