TV-Oscars Grimme-Preise für Böhmermann und NSU-Trilogie

Essen (dpa) - Beklemmende Reportagen, anspruchsvolle TV-Filme: Fernsehstoffe von gesellschaftlicher Brisanz zählen zu den großen Gewinnern der diesjährigen Grimme-Preise. Welche 15 Produktionen und Einzelleistungen unter den 81 Nominierungen ausgewählt wurden, gab das Grimme-Institut am Mittwoch in Essen bekannt.

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Unter den Preisträgern sind fast ausnahmslos öffentlich-rechtliche Sendeanstalten.

Die begehrten Preise für Qualitätsfernsehen gehen 2017 unter anderen an die Macher des ersten Teils der ARD-Spielfilm-Triologie „Mitten in Deutschland“ über den rechtsterroristischen NSU mit Anna Maria Mühe als Beate Zschäpe. Mit einem Spezialpreis geehrt wird Produzentin Gabriela Sperl, die für das Gesamtkonzept des aufrüttelnden Mehrteilers verantwortlich zeichnet. Auch die filmische Auseinandersetzung mit der kühl-brutalen Arbeitswelt der Finanzbranche („Dead Man Working“, HR/ARD Degeto) ist der Jury einen der fünf Preise in im „Wettbewerb Fiktion“ wert.

Mit der Auszeichnung der Mystery-Webserie „Wishlist“ von RB, MDR und Funk, der gemeinsamen Jugend-Onlineplattform von ARD und ZDF, zeigt sich die Öffnung des Grimme-Preises für crossmediale Formate: Die bei Youtube zuerst ausgestrahlte Jugendserie über eine Smartphone-App, die Wünsche erfüllt, gewinnt einen von drei Preisen im „Kinder- und Jugendwettbewerb“. Die ARD-Vorsitzende Karola Wille sagte, es freue sie besonders, dass damit auch ein Format von Funk bereits kurz nach dem Start des neuen jungen Angebots von der Jury für preiswürdig befunden wurde.

Zwei würdige Preisträger ermittelte die Kommission in der Kategorie Unterhaltung, darunter auch die einzige in diesem Jahr preisgekrönte Produktion eines Privatsenders: ProSieben räumt für den Late-Night-Talk „Applaus und Raus“ mit Oliver Polak einen Grimme-Preis ab. Wie schon im Vorjahr stärkte die Grimme-Jury auch dem TV-Satiriker Jan Böhmermann den Rücken mit einem Spezialpreis: Er und sein Team werden ausgezeichnet für ihre „engagierte Beobachtung und kluge Reflexion des laufenden Fernsehprogramms“.

Ausgezeichnete journalistische Formate stammen ebenso ausnahmslos von öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, meist sind die Inhalte hochaktuell: Der NDR wird etwa für eine Reportage über Abschiebung von Asylbewerbern ausgezeichnet („45 Min: Protokoll einer Abschiebung“). Der Dokumentarfilmer Ashwin Raman erhält eine Ehrung aufgrund zweier Kriegsreportagen aus dem syrisch-irakischen Grenzgebiet für den SWR und das ZDF.