Großbaustellen in NRW: „Operationen am offenen Herzen“
Die Autobahnen in NRW werden stark belastet und sind oft sanierungsbedürftig. Ein Besuch auf zwei Großbaustellen.
Düsseldorf. Für Autofahrer sind sie ein Ärgernis: Baustellen, die häufig für Staus, mindestens aber für zähflüssigen Verkehr sorgen und gerade die tausenden Berufspendler im verkehrsreichen Nordrhein-Westfalen behindern. „Ohne Baustellen können wir aber die Infrastruktur nicht erhalten“, mahnte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) bei einer Besichtigung von zwei der größten Autobahn-Baustellen im Land. „Diese notwendigen Baumaßnahmen gleichen Operationen am offenen Herzen“, sagte Josef de Mülder vom Landesbetrieb Straßen NRW.
An der Berliner Brücke in Duisburg sind äußerlich große Risse zu sehen. Das beeinträchtigt zwar nicht die Standfestigkeit der 1,8 Kilometer langen Brücke, die aus sieben Einzelbrücken besteht, verdeutlicht aber ihren Zustand. Auf 5,3 Kilometern müssen an der A 59 deshalb ab Mai unter anderem der Belag, die Planken und Schutzwände erneuert werden. Außerdem muss die Brücke gestärkt werden, damit sie für das Verkehrsaufkommen gerüstet ist. „Wir müssen die Funktionstüchtigkeit aufrechterhalten“, sagte Projektleiterin Annegret Schaber. Kosten: 51 Millionen Euro.
Während der Sanierung muss die Brücke halbseitig gesperrt werden: vom 1. Mai bis zum 12. Juli in Fahrtrichtung Düsseldorf, vom 19. Juli bis zum 2. Oktober in Fahrtrichtung Dinslaken. Eigentlich befahren 80 000 Autos und Lkw die Brücke täglich. Straßen NRW geht davon aus, dass die Hälfte Umleitungen nutzt. Ein Großteil der 40 000 Fahrzeuge werde wohl auf die A 3 ausweichen. „Dort wird es zu Staus kommen“, sagte Schaber. „Aber das vorhandene Verkehrsnetz gibt nicht mehr her.“
Damit die Autofahrer nicht länger als nötig durch die Baustelle fahren müssen, gibt es in den Verträgen mit den beteiligten Baufirmen eine Strafklausel: Pro Tag Verzögerung müssen sie 40 000 Euro zahlen.
Vor der Sanierung auf der A 59 wird laut Straßen NRW ab Freitag, 6. März bis zum 17. März die Rheinbrücke bei Neuenkamp (A 40) repariert und jeweils eine Spur gesperrt, um den Verkehr nicht zu überstrapazieren.
Auf Großbaustelle Nummer zwei, dem Kaarster Kreuz, ist man zufrieden mit dem Fortschritt der Bauarbeiten. „Dank des milden Winters sind wir drei Wochen schneller als geplant“, sagte Projektleiter de Mülder. Im April werden die sechs Spuren auf der A 57 zwischen dem Autobahnkreuz Neuss-West und Holzbüttgen geöffnet.
Bei den Bauarbeiten sei so viel zu bedenken, was der Autofahrer nicht sehe: So würden schon jetzt Baumaßnahmen am Autobahnkreuz Kaarst durchgeführt, die Teil der Sanierung der A 52 sind, der Lärmschutz wurde vorgezogen, damit die Anwohner Ruhe haben, Bäume wurden gepflanzt, und ein Krötenbiotop wurde für eine Million Euro gebaut.