Millionen Eltern gestresst — Leidtragende sind die Kinder
Zeitnot ist das größte Problem in den Familien. Für den Nachwuchs bedeutet dies oft gesundheitliche Beschwerden.
Berlin. Familien in Deutschland leiden zunehmend unter Stress. Fast die Hälfte der Eltern klagt über Zeitnot und fühlt sich gehetzt, wie die am Donnerstag veröffentlichte Familienstudie 2014 der Krankenkasse AOK ergab. Finanziell, körperlich und psychisch geht es Müttern und Vätern allerdings besser als bei der jüngsten Studie 2010.
Der Anteil der Eltern, die sich durch Stress stark belastet fühlt, stieg innerhalb von vier Jahren von 41 auf 46 Prozent. Als einen Grund vermuten Experten den zunehmenden Anteil von Familien, in denen beide Partner arbeiten. Eine Rolle spielt zudem die steigende Zahl Alleinerziehender.
Leidtragende sind die Kinder. „Gestresste Eltern haben häufiger Kinder mit gesundheitlichen Beschwerden“, sagte AOK-Chef Jürgen Graalmann. Bei zeitlich stark belasteten Eltern liegt der Anteil bei 24 Prozent. Bei Familien, in denen Stress kaum eine Rolle spielt, sind es 16 Prozent. Insgesamt zeigt jedes fünfte Kind regelmäßig Beschwerden wie Gereiztheit, Einschlafstörungen, Bauch- oder Kopfschmerzen.
Die Entwicklung bereitet den Autoren Sorge. Sie empfehlen im Kampf gegen die Zeitnot verlässliche Kinderbetreuung und flexible Arbeitszeiten. Eltern sollten zudem auf sich achten, Zeit in der Familie verbringen und breite soziale Netze aufbauen, riet die Hamburger Gesundheitspsychologin Ulrike Ravens-Sieberer. Besonders wichtig auch für die Gesundheit der Kinder seien feste Regeln und Routinen wie gemeinsame Mahlzeiten, Ausflüge, Aktivitäten.
Insgesamt sind aber 93 Prozent mit ihrem Familienleben zufrieden. Der Anteil der Eltern mit finanzieller oder psychischer Belastung sank im Vergleich zur Vorgängererhebung deutlich. Red