Große Nolde-Retrospektive im Frankfurter Städel
Frankfurt/Main (dpa) - Farben-Rausch im Städel: Das Frankfurter Museum zeigt von Mittwoch an den expressionistischen Maler Emil Nolde (1867—1956).
Zu sehen sind rund 140 Gemälde, Aquarelle und Druckgrafiken. Nach dem Ende der Frankfurter Ausstellung am 15. Juni ist die Schau bis zum 19. Oktober im dänischen Humlebæk zu sehen.
Laut Städel ist es - nach vielen kleineren Ausstellungen - die erste umfassende Retrospektive seit 25 Jahren, wie Direktor Max Hollein bei der Vorbesichtigung am Dienstag sagte. „Kein anderer Maler verstand es, die Farben auf der Leinwand so zum Glühen zu bringen“, sagte Kurator Felix Krämer.
Auf zwei Stockwerken wird das Gesamtwerk Noldes chronologisch aufgearbeitet. Der Rundgang beginnt mit den frühen - noch impressionistisch anmutenden - Seestücken. Im Zentrum stehen die bekannten Blumenmotive und Landschaften. Ein Raum vereint Berliner Nachtszenen, ein anderer jene Bilder, die Nolde auf einer Forschungsreise in Neuguinea malte.
Als Schritt „vom optisch äußerlichen Reiz zum empfundenen inneren Wert“ verstand Nolde seine religiösen Darstellungen. Das neunteilige Wandbild „Das Leben Christi“ ist das größte Exponat der Ausstellung. Zu den kleinsten Werken zählen die „ungemalten Bilder“, die in der NS-Zeit entstanden.
Noldes ambivalente Rolle im Nationalsozialismus steht nicht im Mittelpunkt der Ausstellung - aber im Fokus der Aufmerksamkeit. Der Maler war überzeugter Anhänger Hitlers, viele Briefe belegen seine antisemitische Haltung. Dennoch wurde der Künstler mit Berufsverbot belegt, seine Werke wurden als „entartet“ diffamiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Nolde dadurch als Inbegriff des verfolgten Künstlers.
Der Direktor der Nolde-Stiftung in Seebüll, Christian Ring, nannte Noldes Verhältnis zum Nationalsozialismus „ambivalent“: „Es ist Zeit, dieses Themenfeld ausführlich und umfassend aufzuarbeiten.“