Guardiola bis Kardashian: Fotos von Juergen Teller in Bonn

Bonn (dpa) - Fotograf Juergen Teller hatte schon Kurt Cobain, Kate Moss und Herbert Grönemeyer vor der Linse. Im Foyer der Bundeskunsthalle in Bonn, wo vom 10. Juni bis zum 25. September rund 250 seiner Werke ausgestellt werden, sieht der Besucher jedoch zunächst einmal den Künstler selbst.

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Genauer gesagt: eine mehr als acht Meter hohe Tapete mit Aufnahmen von Teller beim Fußballgucken - und keine berühmten Musiker, Models oder Sportler. „Es geht ja um mich“, sagt der Künstler. „Alles ist auf irgendeine Art und Weise ein Selbstporträt.“

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„Enjoy Your Life“ heißt die Ausstellung, in der Teller immer wieder selbst zu sehen ist - als Person im Bild oder vertreten durch Porzellanteller. Diese führen wie ein roter Faden durch die Kunsthalle: Gestapelt auf dem Boden eines Ausstellungsraums, in der Hand von Model Eva Herzigova beim Foto-Shooting im Bonner Kanzlerbungalow oder mit Fotos bedruckt an der Wand. Er habe sich einbringen wollen, ohne auf jedem Foto zu sehen zu sein, erklärt Teller. „Ich dachte, der Teller ist da eine ziemlich gute Requisite.“

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Berühmt wurde der Künstler 1991 mit Fotos von Nirvana-Sänger Kurt Cobain. Fünf Jahre zuvor hatte Teller seine fränkische Heimat verlassen und war nach London gezogen - dadurch entging er der Wehrpflicht. Teller fotografierte für bekannte Modelabels und gestaltete Magazin-Reportagen. Besonders bekannt sind seine außergewöhnlichen Porträts von Prominenten. Susanne Kleine, die die Ausstellung mitorganisiert hat, sagt dazu: „Teller bewegt sich an der Schnittstelle zwischen kommerzieller und künstlerischer Fotografie.“

Was die Kuratorin damit meint, zeigen zahlreiche Ausstellungsstücke. So fotografierte Teller TV-Sternchen Kim Kardashian nicht im Abendkleid auf dem roten Teppich, sondern leicht bekleidet auf einem französischen Erdhügel. Vivienne Westwood ist nackt auf einem Sofa zu sehen. Und in einem Video spielt Schauspielerin Charlotte Rampling Klavier - auf dem Instrument räkelt sich der nackte Juergen Teller. Für den Künstler ist das ganz normal: „Für mich ist das nicht außergewöhnlich. Es ist so, wie ich es machen will.“

Eine Herzensangelegenheit ist dem 52-Jährigen auch der Fußball. Für eine Fotoserie begleitete er Trainer Pep Guardiola und den Fußballclub Bayern München nach China. Die Bilder sind im Foyer der Bundeskunsthalle in einer langen Vitrine ausgestellt - ganz in der Nähe der Aufnahmen, die Teller beim Fußballgucken zeigen. Fußball mit seinen Emotionen wie Freude, Jubel oder Trauer spreche viele Menschen an, sagt Kuratorin Kleine. „Das fanden wir schön, um die Besucher willkommen zu heißen.“

Ganz Fußballfan, hat Teller für die anstehende Europameisterschaft in Frankreich auch schon künstlerische Pläne. Verraten will er sie jedoch nicht: „Schauen wir mal“, sagt er augenzwinkernd. „Der Ball ist rund.“