Erfolgsgeschichte Guggenheim Bilbao feiert Jubiläum

Bilbao (dpa) - Mehr als 19 Millionen Kunstfreunde aus aller Welt haben seit Oktober 1997 das Guggenheim-Museum im nordspanischen Bilbao besucht. Wenn der von Stararchitekt Frank Gehry erdachte Bau aus Glas, Titan und Kalkstein im kommenden Oktober sein 20-jähriges Bestehen feiert, werden es vermutlich über 20 Millionen sein.

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Eine Million zusätzliche Besucher pro Jahr für eine Industriestadt mit gerade einmal 350 000 Einwohnern, die zudem lange wegen des Terrors der baskischen Separatistenbewegung ETA nur negative Schlagzeilen gemacht hatte - das ist ein beispielloser Erfolg. Für viele grenzt die lang ersehnte Wiedergeburt fast an ein Wunder.

„Wir können einen fröhlichen 20. Geburtstag feiern, denn das Museum ist weiter sehr beliebt. In diesem Sommer haben wir die höchste Besucherzahl in unserer Geschichte verbucht“, sagte der Direktor des Kunsttempels, Juan Ignacio Vidarte, der Deutschen Presse-Agentur.

Bereits im Oktober wurde das offizielle Programm für das Jubiläum präsentiert: Ein Jahr lang werden die „20 Jahre Guggenheim Bilbao“ mit insgesamt elf Sonderausstellungen gefeiert. Unter anderem gibt es eine Schau, die dem abstrakten Expressionismus in Nordamerika von De Kooning über Pollock bis Rothko gewidmet ist und in Kollaboration mit der Royal Academy of Arts in London organisiert wird. Eine weitere Ausstellung befasst sich mit der Pariser Avantgarde des Fin de Siècle und umfasst unter anderem Werke von Größen wie Signac und Bonnard.

Ein Blick zurück: Viele Basken schüttelten ungläubig den Kopf, als die imposante Pinakothek, die an ein Traumschiff erinnert, ausgerechnet in der dahinsiechenden Industriestadt eröffnet wurde. „Hätten die Baukosten von umgerechnet 140 Millionen Euro nicht besser für den Erhalt der Hochöfen und Werften ausgegeben werden sollen als für ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst?“, fragte damals mancher Skeptiker. Immerhin lebten in der nordspanischen Metropole damals viele Arbeitslose, aber nur wenige Kunstliebhaber.

Aber die Skeptiker sollten sich irren: Das Museum erwies sich als Mega-Erfolg, der alle Erwartungen übertraf. Es lockte nicht nur Kunstinteressierte aus aller Welt nach Bilbao, sondern brachte die Stadt auch wirtschaftlich bald wieder auf die Füße.

Das Guggenheim Bilbao begeistert nicht nur innen, sondern auch außen: Gehrys dekonstruktivistisches Konstrukt, dessen außergewöhnliche und extravagante Formen im Sonnenlicht betörend funkeln, ist eine der wichtigsten Touristen-Attraktionen der Region. „Die Museumswelt denkt ja, ich mache absichtlich schräge Ausstellungsräume, um es den Künstlern schwer zu machen, aber das stimmt nicht“, sagte Gehry einmal der dpa. „Ich mag nur diese weißen Schuhschachteln nicht. Neutralität ist nicht neutral, sie entwertet Kunst.“ US-Architekt Philip Johnson feierte das Gebäude seines kanadischen Kollegen als das „beste Bauwerk unserer Zeit“.

Im Innern vereint es 19 Galerien. Eine davon hat die Ausmaße einer Fabrikhalle und ist mit 130 Metern länger als ein Fußballfeld. Dort können überdimensionale Kunstwerke gezeigt werden, für die anderswo kein Platz ist.

Mittlerweile hat die US-amerikanische Guggenheim-Stiftung, die 1937 vom legendären Kunstmäzen Solomon R. Guggenheim (1861-1949) ins Leben gerufen wurde, weltweit mehrere Zweigstellen eröffnet. Am berühmtesten ist wohl noch immer das von Frank Lloyd Wright geschaffene und 1959 eröffnete Haupthaus in New York, das durch seine schneckenartige Form besticht.

Zeitweise gab es auch in Berlin ein Guggenheim-Museum, das ab 1997 im Erdgeschoss der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Bank Unter den Linden 13-15 untergebracht war. Es wurde aber 2012 geschlossen.

In Venedig lockt hingegen in einem traumhaften Palazzo gleich am Canal Grande die Peggy Guggenheim Collection, die mit Meisterwerken vom Kubismus bis zum Abstrakten Expressionismus als Touristenmagnet der Lagunenstadt gilt. Und im arabischen Abu Dhabi wird gerade ein ebenfalls von Frank Gehry entworfenes Mammutprojekt gebaut, das 2017 eröffnet werden soll. Pläne für einen Guggenheim-Ableger im finnischen Helsinki fielen allerdings durch: Der Stadtrat erteilte dem teuren Prestigeprojekt, um das es jahrelang Streit gegeben hatte, vor wenigen Wochen endgültig eine Absage.