Gutachter: Amokläufer leidet wohl unter Psychose

Ansbach/Leutershausen (dpa) - Der verstörende Amoklauf mit zwei Toten in Mittelfranken geht wohl auf eine gravierende psychische Erkrankung zurück.

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Ein psychiatrischer Sachverständiger äußerte nach einer vorläufigen Begutachtung den Verdacht, dass eine „akute Psychose mit einem bizarren Wahnsystem“ vorliege, wie die Staatsanwaltschaft Ansbach am Samstag mitteilte. „Nach derzeitigem Erkenntnisstand sind dringende Gründe für die Annahme vorhanden, dass die Schuldfähigkeit des Beschuldigten zur Tatzeit zumindest erheblich vermindert war.“

Der Mann soll am Freitag eine 82 Jahre alte Frau sowie einen 72 Jahre alten Radfahrer in Leutershausen „willkürlich, aber gezielt“ erschossen haben. Ein Traktorfahrer kam mit dem Schrecken und ein paar Kratzern davon, als ihn ein Schuss verfehlte. Die Horrorfahrt des Täters endete erst im 30 Kilometer entfernten Bad Windsheim, als drei beherzte Tankstellen-Mitarbeiter den 47-Jährigen entwaffneten und überwältigten.

Schon auf der Fahrt im Polizeiwagen äußerte der Mann nach Aussagen der Ermittler derart wirres Zeug, dass die Beamten sofort einen Psychiater hinzuzogen. Dieser vermutet nun tatsächlich eine psychische Störung; vor einer abschließenden Diagnose sind aber noch weitere Untersuchungen nötig. Das endgültige Gutachten sei deshalb erst in zwei bis drei Monaten zu erwarten, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Der Ermittlungsrichter erließ inzwischen einen Unterbringungsbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes in zwei Fällen, des versuchten Mordes in zwei Fällen sowie der Bedrohung und der Nötigung. Der 47-Jährige wurde ins Krankenhaus Ansbach gebracht. Er hatte beim Ermittlungsrichter angegeben, Gesundheits- und Krankenpfleger zu sein und vor wenigen Monaten seine Stelle verloren zu haben. Zu dem Amoklauf, besonders auch zu seinem Motiv, äußerte er sich den Angaben zufolge hingegen nicht.

Bekannt ist indes, dass der Mann eine Waffenbesitzkarte hatte. Er besaß seine Pistole und seinen Revolver somit legal, hätte sie aber nur in einem Schützenheim benutzen und nicht ungesichert in der Öffentlichkeit mit sich führen dürfen. Zu den Schützenvereinen seiner Heimatstadt gehört der mutmaßliche Täter nach deren Angaben jedoch nicht. „Der ist in ganz Ansbach nicht bekannt“, sagte Norbert Rzychon vom SV Germania 1882 am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Kurz nach der Tat hätten sich die Vereine aus Ansbach und den Ortsteilen zusammengeschaltet - doch niemand habe den 47-Jährigen gekannt.