Häftling stirbt nach Schlägerei in JVA Duisburg-Hamborn
Der Streit um ein nasses Handtuch eskaliert. NRW-Justizminister Kutschaty (SPD) nach erneutem Gefängnis-Drama unter Druck.
Duisburg/Düsseldorf. Am Dienstag wollte NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) im Rechtsausschuss des Landtages eigentlich einen Bericht zum jüngsten Suizid im Jugendgefängnis Wuppertal-Ronsdorf vortragen. Die Ereignisse haben ihn allerdings überholt. Wie erst am Dienstag bekannt wurde, hat eine Schlägerei unter zwei Häftlingen der Justizvollzugsanstalt Duisburg-Hamborn einen tödlichen Ausgang genommen.
Beteiligt waren laut Duisburger Polizei ein 37-Jähriger und ein 39-Jähriger. Die von einem weiteren Zelleninsassen durch einen Alarmknopf herbeigerufenen Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt Duisburg-Hamborn trennten die beiden verletzten Männer. Der 39-Jährige kam in ein Krankenhaus, erlag dort aber Dienstagmorgen seinen Verletzungen.
Eine Mordkommission ermittelt die Hintergründe der Prügelei. Die Todesursache konnte nach Angaben der Polizei bei einer Obduktion noch nicht eindeutig geklärt werden. Weitere medizinische Untersuchungen seien erforderlich. Waffen wurden nach ersten Erkenntnissen bei der Schlägerei nicht eingesetzt. Beide Männer saßen in Untersuchungshaft, der eine wegen Diebstahlsverdacht, der mutmaßliche Totschläger, ein türkischer Staatsbürger, soll einen Raub begangen haben.
Kutschaty sprach am Dienstag von einem „tragischen Vorfall“. Der marokkanische Untersuchungsgefangene (39) sei um 4 Uhr in der Nacht in einer Klinik gestorben, bestätigte der Minister. Laut Staatsanwaltschaft sei der 39-Jährige seit dem 24. Juni dieses Jahres „regulär mit zwei weiteren Untersuchungsgefangenen in einer Gemeinschaftszelle untergebracht worden“. Kutschaty: „Das Opfer soll ein nasses Handtuch zum Trocken auf das Bett des Beschuldigten gelegt haben, woraus sich ein verbaler und dann körperlicher Streit entwickelte. Durch Schläge mit einer Keramiktasse soll der Untersuchungsgefangene Platzwunden am Kopf erlitten haben, die ärztlich versorgt werden mussten.“
Die Verletzung des Mannes seien in der Anstalt durch einen Notarzt versorgt worden. Kutschaty: „Der Untersuchungsgefangene war zu diesem Zeitpunkt bei vollem Bewusstsein und ansprechbar.“ Er wurde gegen 22.20 Uhr zur ärztlichen Versorgung in ein Krankenhaus gebracht. Auch dort sei er weiterhin stabil gewesen. Im Laufe der Nacht sei der Mann dann aber kollabiert. Laut Kutschaty war der Mann „gesundheitlich erheblich vorbelastet“, der 39-Jährige sei Asthmatiker sowie alkohol- und drogenabhängig gewesen.
Der rechtspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Jens Kamieth, kritisierte in einer Stellungnahme: „Der NRW-Strafvollzug kommt einfach nicht zur Ruhe. Nachdem Anfang Mai ein 18-Jähriger Häftling seinen Mitgefangenen in der JVA Wuppertal-Ronsdorf erwürgt hat, soll am Dienstagabend ein 39-jähriger Gefangener in seiner Zelle in der JVA Duisburg-Hamborn zu Tode geprügelt worden sein.“ Nach dem erneuten Todesfall müsse Kutschaty „umgehend die Strukturen des Vollzuges auf den Prüfstand stellen und endlich wieder für Sicherheit und Ordnung in seinem Zuständigkeitsbereich sorgen“. Die CDU-Fraktion erwarte zudem, dass der Minister zu der tödlichen Prügelattacke in der JVA Duisburg-Hamborn in der heutigen Rechtsausschusssitzung detailliert Stellung nehme.