Solingen/Wuppertal/Düsseldorf Hanaa S. vermutlich ermordet - Prozess gegen Ehemann beginnt
Vor über einem Jahr verschwindet in Solingen eine sechsfache Mutter spurlos. Die Ermittler gehen von einem Mordkomplott mit fünf Beteiligten im Namen der „Familienehre“ aus. Die Familie lebt in Düsseldorf.
Solingen/Wuppertal (dpa) - Im Fall der verschwundenen sechsfachen Mutter Hanaa S. aus Solingen stehen von diesem Montag an fünf Verwandte der Frau wegen Mordes in Wuppertal vor Gericht. Auf der Anklagebank müssen sich der Ehemann der Verschwundenen, ihr Sohn sowie zwei Brüder und eine Schwester des Ehemannes verantworten.
Sie sollen ein Mordkomplott gegen die 35-jährige Irakerin geschmiedet haben, um laut Anklage „die Familienehre wiederherzustellen“. Die Frau hatte sich von ihrem Ehemann getrennt und war am 21. April 2015 spurlos verschwunden. Ihre Leiche ist bis heute nicht gefunden worden.
Die Angeklagten sind zwischen 18 und 41 Jahre alt. Zwei von ihnen - darunter ihr Sohn - sollen Hanaa S. an jenem Tag in deren Wohnung in Solingen aufgelauert haben, wo es laut Staatsanwaltschaft zu einem Kampf kam. Anschließend sollen sie die Frau in einen Teppich gewickelt und in den Hildener Stadtwald gefahren haben.
Dort soll ihr Ehemann entweder den bereits zuvor bei dem Kampf eingetretenen Tod seiner Frau festgestellt oder diese selbst umgebracht haben. Die Familie lebt laut Medienberichten in Düsseldorf.
In den folgenden Monaten hatte die Polizei mit Hilfe von Einsatzhundertschaften, Polizeitauchern und der Fliegerstaffel zahlreiche Gewässer und Waldstücke in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg abgesucht. Beamte der Tatortgruppe „Forensische Archäologie“ des Bundeskriminalamts suchten in einem Waldgebiet im Norden Baden-Württembergs, wo die Leiche offenbar weiterhin vermutet wird.
Das Gericht hat bis Ende November 47 Verhandlungstage geplant.