Hans-Dietrich Genscher: Der alte Fuchs

Hans-Dietrich Genscher, früherer Außenminister (FDP), hat mit der Ausreise von Michail Chodorkowski nach Berlin einen Coup gelandet. Zweieinhalb Jahre dauerte die Geheimoperation des heute 86-Jährigen. Die Freilassung des berühmtesten russischen Häftlings lag Genscher so sehr am Herzen, dass er sogar den Rat seiner Ärzte, sich nach einer Entzündung am Bein zu schonen, missachtete, um Chodorkowski persönlich zu begrüßen.

Der Russland-Experte Alexander Rahr, der Genscher bei seiner Mission beriet, spricht von einem „Triumph der deutschen Geheimdiplomatie“. Genscher habe sich zwei Mal mit Kreml-Chef Wladimir Putin getroffen und „unermüdlich weitere Gespräche“ geführt.

Genscher war von 1974 bis 1992 fast ununterbrochen Außenminister. Markenzeichen: der gelbe Pullunder. Seine wichtigste Mission: die Wiedervereinigung. Unvergessen sein Auftritt auf dem Balkon der Prager Botschaft am 30. September 1989, als er den DDR-Flüchtlingen mitteilte, sie dürften in die Bundesrepublik ausreisen. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und lebt bei Bonn. Aus erster Ehe hat er eine Tochter. Red