Hauruck-Kurs für Prinzessinnen

Die royale Hochzeit elektrisiert das Königreich. Selbst achtjährige Mädchen lernen, sich stilvoll zu bewegen. Für den Fall, dass ein Prinz kommt.

London. Wo sich sonst Stiletto-Absätze in Teppiche bohren, Ladys in Perlen zum Lunch eilen und Tratsch mit gehobenen Augenbrauen quittieren, weht an diesem Morgen ein frischer Wind.

Es ist eine Mischung aus Schule und Märchen, aus Pippi Langstrumpf und Mary Poppins, die sich im „Duke’s Hotel“ breit macht: Ein Dutzend Mädchen stürmt die Räume für den „Prinzessinnen-Schnupperkurs“.

Für die Acht- bis Elfjährigen werden damit Kleinmädchen-Träume wahr: Einen Tag lang tragen sie ein Krönchen, lernen, wie man einen Knicks vor der Queen und eine tadellose Figur beim Nachmittagstee macht. „Ich will nicht hören, dass Ihr beim Rühren ans Porzellan stoßt“, weist sie Jerramy Fine an.

Andächtig verteilen die Mädchen die Milch im Tee, halbieren das Gebäck und sagen so liebenswürdig „Bitte“ und „Danke“, wie es sich selbst kühne Eltern nicht erträumen würden. Drei Mal je eine Woche bietet Jerramy Fine den Kurs an.

„Es soll ein Spaß sein, etwas Eleganteres und Intellektuelleres als das übliche Zelten und Baumbudenbauen“, sagt die 33-jährige US-Amerikanerin. Ihr eigener Traum war es immer, einen Prinzen zu heiraten. „Andere schwärmten für Rockstars“, gesteht sie, „ich war in den Sohn von Prinzessin Anne verliebt.“

Sie schlug die Erziehung ihrer Hippie-Eltern in den Wind, zog zum Studium nach Großbritannien und fand Zugang zur Upper Class. Ihr Wissen ist dank der anstehenden Adelshochzeit gefragt, Fine will expandieren: „Mich fragen Mütter, wann ich ein Bootcamp für Erwachsene einrichte. Warum eigentlich nicht?“

Doch die Idee, Mädchen auf Prinzessin zu trimmen, findet nicht jeder amüsant. Ausgerechnet die britische Presse, die mit Kate Middleton Kasse macht, attackiert Fine. Sie zementiere ein altbackenes Frauen-Image, motzen einige. Ob ein Bootcamp für Mini-Managerinnen oder Nachwuchs-Nobelpreisträger nicht vielleicht nötiger wäre?

„Kritiker haben die Idee, ja, das Leben ihrer eigenen Royals nicht verstanden“, erwidert Fine, deren Contenance bei solcher Kritik feine Risse zeigt. „Modernes Prinzessinnentum besteht eben nicht nur aus tollen Roben und teuren Diamanten“, sagt sie, „echte Royals nehmen sich zurück, stellen die Pflicht an erste Stelle.“