Havarie der Costa Concordia - Bürgermeister sieht "moralische Verpflichtung"

Vor gut zwei Jahren havarierte die „Costa“ vor der Insel Giglio. Bürgermeister Sergio Ortelli hofft endlich auf Normalität.

Giglio. Die Havarie der „Costa Concordia“ brachte die Mittelmeer-Insel Giglio weltweit in die Schlagzeilen. Fast zwei Jahre nach dem Unglück liegt das Wrack des Kreuzfahrtriesen noch immer vor der Küste. Giglios Bürgermeister Sergio Ortelli ist optimistisch, dass 2014 mit dem Abtransport des Schiffes wieder etwas mehr Normalität einkehrt.

Herr Ortelli, die „Costa Concordia“ ist aufgerichtet, der Prozess gegen Kapitän Schettino hat begonnen: War 2013 ein gutes Jahr für Ihre Insel?

Sergio Ortelli: 2013 war wie schon 2012 ein Jahr, das von der tiefen wirtschaftlichen Krise geprägt war. Schon allein deshalb waren es sicherlich keine guten Jahre. Dazu kommt ein weiterer negativer Aspekt mit dem Wrack vor der Insel. Auf die Qualität des Meeres hat das keine Auswirkungen, aber trotzdem gab es aus touristischer Sicht Folgen.

Wie ist die Situation jetzt?

Ortelli: Mit dem Herannahen des Winters wurde eine Operation gestartet, um das Schiff abzusichern. Im April sollen die Arbeiten wieder aufgenommen werden und die Schwimmkästen installiert werden. Dann könnte das Schiff theoretisch Ende Juni wieder schwimmen und uns verlassen.

Wird für Giglio nicht immer etwas zurückbleiben?

Ortelli: Um das zu sagen, müsste man wirklich eine Kristallkugel haben. Der Prozess interessiert die Bürger nicht, uns interessiert der grundsätzliche Aspekt. Die Insel ist Nebenkläger in dem Prozess, weil wir einen Schaden erlitten haben, den wir noch nicht verbucht haben.

Am 13. Januar jährt sich das Unglück zum zweiten Mal. Ist das ein besonderer Tag für Giglio, sind Veranstaltungen geplant?

Ortelli: Am 13. Januar werden sicherlich die dramatischen Momente zurückkehren, wir werden noch einmal Gedenkfeiern begehen. Und wir haben die moralische Verpflichtung zu erinnern, vor den Familien der Opfer, vor den Opfern selbst. Im Laufe des Tages wird an das Unglück erinnert, mit einer Messe um 11 Uhr. Zum Zeitpunkt des Aufpralls, um 21.45 Uhr und sieben Sekunden, wird eine Prozession an der Kirche starten und an der Hafenmole mit einem Gebet enden, wo wir eine Gedenktafel für die Opfer aufgestellt haben. Es wird ein Tag des Nachdenkens und ein Tag, der neben der Erinnerung an die Opfer dabei helfen soll, dass solche Dinge nicht noch einmal passieren.