Heftig umworben: Claus Kleber

Porträt: Der Leiter des „Heute-Journals“ soll Chefredakteur beim „Spiegel“ werden. Sein Sender möchte ihn aber halten.

Mainz. Ausgerechnet in der Glücksspiel-Metropole Las Vegas hat Claus Kleber erst am Wochenende erfahren, dass er neuer Chefredakteur des Magazins "Spiegel" werden soll. So hat er es jedenfalls am Rande von Dreharbeiten für den ZDF-Theaterkanal der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erzählt.

Da staunt man doch ein wenig, dass die Hauptgesellschafter des "Spiegel" sich auf eine solche Personalie verständigt haben sollen, ohne den Betroffenen zu fragen, ob er überhaupt will - selbst wenn eine der wichtigsten und mächtigsten Positionen in der deutschen Medienlandschaft lockt. Der Vertrag des bisherigen Chefredakteurs Stefan Aust wurde über den 31. Dezember 2008 hinaus nicht verlängert.

Als Kind wollte Kleber am liebsten Pilot oder Astronaut werden, studierte aber bodenständig Jura. Ein Überflieger ist er dennoch geworden. Nur ein Jahr war er 1985 Chef des Südwestfunkstudios in Konstanz, dann wurde er auch schon Hörfunkkorrespondent in Washington. Mit wenigen Unterbrechungen ist er 16 Jahre für die ARD in den USA geblieben, dann ging er 2003 als Nachfolger von Wolf von Lojewski zum "Heute-Journal" des ZDF.

Rasch wurde er zu einem Aushängeschild am Lerchenberg. Denn der quirlige 52-Jährige, der vor der Kamera meist den Kopf schief hält, verbindet als Welterklärer am Abend journalistische Souveränität mit lässigem Auftreten.

Ob der Chefsessel beim "Spiegel" für Kleber zum Glückslos wird, muss sich jedoch noch erweisen. An journalistischen Qualitäten und an einem Riecher für Themen mangelt es ihm keineswegs. Allerdings hat er überhaupt keine Erfahrung als Blattmacher. Und um vor dieser von sich selbst überzeugten und komplizierten Redaktion zu bestehen, fehlt ihm womöglich das Quäntchen Selbstherrlichkeit, dass seine Vorgänger mitbrachten. Kleber gilt eher als Chef, der um Ausgleich und Harmonie bemüht ist.

Die Offerte aus Hamburg gibt ihm allerdings beste Karten für neue Verhandlungen mit dem ZDF. Chefredakteur Nikolaus Brender sagte, er schätze Kleber sehr: "Ich werde alles tun, was ich unternehmen kann, um ihn beim ZDF zu halten - weil ich in ihm eine große Stütze in der Gestaltung des unabhängigen und seriösen Journalismus habe."

Darin weiß sich Brender mit Intendant Markus Schächter einig. Beide wollen in diesen Tagen mit Kleber sprechen. Und der Chef des "Heute-Journals" kann dann nicht nur wegen der Vorweihnachtszeit davon ausgehen, dass sich mindestens einige seiner Wünsche erfüllen.

So hat er sich in den vergangenen Jahren immer wieder vom Redaktionsalltag in Mainz losgeeist, um Reisereportagen zu drehen. Das würde er gern häufiger können. Und eine Aufstockung des Gehalts wäre auch ein leicht verständliches Signal.

Persönlich Claus Kleber wurde am 2. September 1955 in Reutlingen geboren und wuchs in Köln auf. Er ist seit 1982 verheiratet und hat zwei Töchter.

Beruflich Er studierte zunächst Jura und war als Anwalt in Stuttgart tätig. Nach seiner Promotion wechselte er zum Journalismus und berichtete von 1986 an als Hörfunk- und Fernsehkorrespondent für die ARD aus den USA. Seit seinem Wechsel zum ZDF 2003 ist Claus Kleber Leiter und Moderator des "Heute-Journals". Er wurde unter anderem zwei Mal mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.