Shoppen für den lieben Gott

Evangelische Gemeinden gehen mit Rabattkarte auf Spendenjagd.

Düsseldorf. "Die Kirche lebt - und sie ist jung." Nicht nur den katholischen Gläubigen klingen diese Worte von Papst Benedikt XVI. anlässlich des Weltjugendtages 2005 noch in den Ohren. Doch zwei Jahre danach ist von diesem Optimismus weder in der katholischen noch in der evangelischen Kirche viel zu spüren.

Schon vor einem Jahr hatte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, angemahnt, dass die Zahl der Landeskirchen, Gemeinden und Pfarrer sinken und sich die Kirche auf Schwerpunkte konzentrieren müsse. Doch an der Basis ist die finanzielle Not teilweise so groß, dass ungewöhnliche Projekte in Angriff genommen werden. Jugendgruppen, die Autos waschen, Ehrenamtliche als Postboten oder Benefiz-Golfturniere sind da nur eine kleine Auswahl des Ideenreichtums, mit dem wieder Geld in die klammen Kassen fließen soll.

Ursprung: Die Steuereinnahmen der evangelischen Kirchengemeinden gehen drastisch zurück. In den nächsten Jahren werden bis zu 50 Prozent weniger Einnahmen prognostiziert.

Prinzip: Wer im Monat mindestens 5,50 Euro an die Kirchengemeinde zahlt (plus Verwaltungsgebühr von zwei Euro), bekommt die Kirchencard im Scheckkartenformat. Der Anreiz: Damit ist es möglich, in Zusammenarbeit mit dem "BSW Bonus Club" (Einkaufsgemeinschaft des Beamten-Selbsthilfewerks) bundesweit bei 27000 Partnerfirmen vergünstigt einzukaufen. Der BSW wurde in den 1960er Jahren gegründet und ermöglicht mit 800 000 Mitgliederhaushalten eines der größten Rabattsysteme in Deutschland.

Idee: Die Kirchencard wurde im Kirchenkreis Hattingen-Witten entwickelt und läuft als Pilottest in 14 Gemeinden. Die Besonderheit in Sprockhövel: Auch die Einzelhändler vor Ort wollen "KirchenCard"-Besitzern Rabatte gewähren. Darauf weist ein entsprechendes Schild am Eingang hin: "Kirchencard akzeptiert".

Nutzen: Der Kirchencard-Besitzer kann selbst bestimmen, wofür sein Geld verwandt wird - etwa für die Sanierung der Kirche oder für die Jugendarbeit. In Sprockhövel werden bis zu 30 000 Euro im Jahr an Einnahmen angepeilt.