Helene Fischer macht atemlos
Die Schlagersängerin räumt Preise ab, verkauft Millionen Platten und hat treue Fans. Was ist ihr Erfolgsrezept?
Düsseldorf. Sie ist das Fräuleinwunder: Helene Fischer ist populär wie lange keine deutsche Schlagersängerin, oder Sängerin überhaupt. Als Beweis dafür steht wohl die Echoverleihung vom Donnerstagabend. Die 29-Jährige staubte bei der Musikpreisverleihung in Berlin gleich zwei Trophäen ab, in den Kategorien „Album des Jahres“ und „Deutschsprachiger Schlager“.
Sie holte sich aber nicht nur zwei Preise ab, sondern sang im Duett mit Schmusebarde James Blunt und moderierte den Abend auch noch. Das wollten so viele Leute sehen wie lange nicht: 4,21 Millionen Zuschauer verfolgten den Echo. Mit dem Moderations-Duo Barbara Schöneberger und Ina Müller war der Echo 2012 nur bei 2,6 Millionen Menschen auf Gegenliebe gestoßen. Nicht wenige werden die gestiegenen Quoten auf die Popularität des Multitalents zurückführen.
Fischer hat das Image des sympathischen Mädchens von nebenan, das gleichzeitig makellos ist — und irgendwie alles kann. Seit dem Beginn ihrer Musikkarriere kommt sie auf mehr als 50 Gold- und Platinauszeichnungen, ihre aktuelle Single „Atemlos“ wird im Radio rauf und runter gespielt. Das hat Fischer, die mit ihrer Familie im Alter von drei Jahren aus Sibirien nach Deutschland kam, zunächst ihrer Mutter zu verdanken. Diese schickte ein Demo-Tape der Tochter an Musikmanager Uwe Kanthak. Der verhalf Fischer zu ihrem ersten Plattenvertrag.
2006 erschien das erste Album „Von hier bis unendlich“, das mehr als 520 000 Mal verkauft wurde. Einer der ersten großen Auftritte war ein Duett beim „Hochzeitsfest der Volksmusik“ mit Florian Silbereisen — mit dem Fischer nun seit sechs Jahren eine Beziehung führt. Über ihr Privatleben sagt Fischer allerdings wenig. „Mein Ansatz war nie, eine musikalische Autobiografie rauszubringen, weil ich eigentlich gar nicht so viel von mir preisgeben will“, sagte Fischer der „FAZ“. Und tatsächlich: Sie und ihr Volksmusikkönig Silbereisen singen nicht zusammen oder übereinander. Obwohl sie die Chance hätten, sich ähnlich wie einst Stefanie Hertel und Stefan Mross als neues Fernseh-Traumpaar zu inszenieren. Das haben die beiden auch gar nicht nötig.
Und ohnehin ist Fischer nicht das kitschige Schlagermädchen, das Herz-Schmerz-Heimelige Volksmusik singt, sondern sie macht vielmehr solide Popmusik mit seichten Texten. Dazu tanzt sie Choreografien, die an Madonna oder Kylie Minogue erinnern. In ihren Konzerten tanzt sie bei Coverversionen von Liedern aus „Flashdance“, „Fame“ oder „Dirty Dancing“ akrobatisch über die Bühne — kein Wunder, sie hat an der Frankfurter Stage School eine Ausbildung zur Musical-Darstellerin absolviert.
Ihr Konzept funktioniert. Im Sommer will Fischer Stadien und große Arenen in zwölf deutschen Städten füllen, etwa das Kölner Stadion oder die Arena in Gelsenkirchen. Fischer sieht das ganz pragmatisch: „Ich glaube nicht, dass das hohe Kunst ist, was wir da treiben. Das ist Unterhaltung — und das soll es auch sein.“