Helmut Schmidt quarzt bei Günther Jauch
Berlin (dpa) - Früher waren Gesprächssendungen im Fernsehen oft verrauchte Angelegenheiten, heute sind auch TV-Talkshows tabakfreie Zonen - es sei denn Helmut Schmidt kommt. Am Sonntagabend war es mal wieder soweit.
Altkanzler Schmidt (92) war zu Gast bei „Günther Jauch“, und er rauchte Zigarette um Zigarette und war beim Sinnieren über die Eurokrise von Rauchschwaden umgeben. Auf die Frage von Jauch (55), was man machen müsse, um mit fast 93 Jahren noch so viel geistige Schärfe zu besitzen, sagte Schmidt: „Man muss ständig gearbeitet haben. Und vor allen Dingen braucht man Zigaretten.“ Viel Applaus und Gelächter im Publikum des Gasometers in Berlin.
Der andere Gast, der frühere Finanzminister Peer Steinbrück (64), parierte Jauchs Frage, warum er sich die historische Chance habe entgehen lassen, im Fernsehen was vorzupaffen: „Weil ich mir den Posteingang, den Helmut Schmidt morgen bekommt, ersparen wollte.“
Apropos Posteingang: Im Online-Forum war Schmidts Rauchen neben den Inhalten der politischen Diskussion für viele ein Thema: „Wer aufmerksam die Deutsche Medienlandschaft verfolgt hätte, wüsste, dass Schmidt bei jedem seiner Auftritte im Fernsehen raucht. Er stellt das als Bedingung, sonst kommt er nicht. Das ist so seit etlichen Jahren. Lächerlich deshalb so empört zu sein“, schrieb ein Teilnehmer „Patrick“ kurz nach der Sendung.
Am Montagmittag sagte eine Sprecherin der Redaktion „Günther Jauch“ zur Nachrichtenagentur dpa, bei ihr seien noch keine negativen Reaktionen zum rauchenden Schmidt eingegangen: „Wir freuen uns über die gute Quote, und auch die Reaktionen im Publikum zeigen, dass die Zuschauer Sendungen mit Helmut Schmidt gerne sehen.“
Mit 5,61 Millionen Zuschauern (18,9 Prozent) war die seit dem Start am 11. September inzwischen siebte Ausgabe des ARD-Polittalks die bislang meistgesehene „Günther Jauch“-Sendung.
Ums Rauchen ging es am Schluss noch einige Male: Jauch erzählte die Anekdote, er habe kürzlich Schmidt in dessen verrauchtem Büro besuchen dürfen, und der SPD-Politiker habe mit Blick auf den Rauch gesagt: Das gehe jetzt schon seit 78 Jahren so und er verstehe die Mediziner nicht mit ihren anderslautenden Gutachten.
Steinbrück wiederum sagte: „Helmut Schmidt behauptet ja, dass seine Ärzte ihm gesagt haben, für den Fall, dass er seinen Zigarettenkonsum absetzen sollte, dass dann sein ganzer Stoffwechsel zusammenbricht.“
Und der Altkanzler selbst gab auf Jauchs Nachfrage, ob er nicht ständig Bußgelder zahlen müsse, weil er trotz Verbots überall rauche, bekannt: „Das ist ein einziges Mal passiert. Und natürlich hab ich bezahlt. Das war in der Eisenbahn.“