Zum 70. von Paul Simon: „Best of“ und Biografie

Berlin (dpa) - Einer der Größten der Popmusik hatte in diesem Oktober viel Grund zu feiern: 70 Jahre alt wurde Paul Simon, und alles lief bestens für ihn.

Sein jüngstes Studioalbum war im Frühjahr in die Top Ten der US-Charts geklettert, bei seiner Welttournee lagen ihm die Fans zu Füßen, er ist weiterhin höchst kreativ sowie offenkundig bei bester Gesundheit, und eine nun auch auf Deutsch erschienene Biografie würdigt ihn als „Ausnahmekünstler“.

Zur hochverdienten Paul-Simon-Ehrung ist jetzt auch noch ein Doppelalbum auf dem Markt, das den nur körperlich kleinen Sänger, Gitarristen und Songschreiber mit allen Facetten seines Könnens präsentiert. 32 von ihm selbst ausgesuchte Lieder aus einer 45-jährigen Karriere bietet „Songwriter“, und man kann sagen: Dies ist die definitive „Best of“-Zusammenstellung zu diesem Pop-Titan.

Die glorreiche Zeit mit Art Garfunkel im Folkpop-Duo Simon & Garfunkel wird auf CD 1 gestreift: mit „The Sound Of Silence“ in einer bisher unveröffentlichten Live-Version von 2011 und „The Boxer“ (live im Central Park 1991); bei „Bridge Over Troubled Water“ überlässt der Jubilar Aretha Franklin das Feld (nebenbei eine stilvolle Verbeugung vor der großen Soulsängerin).

Danach wendet sich „Songwriter“ dem Solo-Schaffen von Paul Simon zu, mit vielen naheliegenden Titeln (praktisch alle Hits seit Anfang der 70er Jahre sind dabei) und manchen Spezialitäten, die dem 70-Jährigen heute viel bedeuten. Wer bisher dachte, „Still Crazy After All These Years“ sei gewiss Paul Simons allerbestes Lied, wird nach dieser Auswahl an grandiosen Songs womöglich ins Zweifeln geraten. Der Mann ist schließlich künstlerisch auf Augenhöhe mit John Lennon, Neil Young oder Leonard Cohen, sein Repertoire ist enorm.

Wer Simon nicht nur hören, sondern auch über ihn und sein 70-jähriges Leben lesen will, ist mit Marc Eliots schön bebildertem und profund geschriebenen Buch „Paul Simon - die Biografie“ bestens bedient. Von den Anfängen in den Fifties mit dem Youngster-Duo Tom and Jerry (schon mit Art Garfunkel) bis zum 2011er Erfolgsalbum „So Beautiful Or So What“ lässt Eliot ein beeindruckendes Künstlerleben auf über 300 Seiten Revue passieren.

Er ist ja nicht nur Musiker, Komponist und Hit-Schreiber, sondern auch ein großer Förderer des Afro-Pop („Graceland“), ein glänzender Live-Musiker, als US-Demokrat politisch stark engagiert, obendrein ein liebevoller Familienmensch - man erfährt also viel Interessantes über Paul Simon. Auf dass er noch ein bisschen „verrückt“ - und vor allem fit - bleibt, nach all diesen Jahren.