Helmut Schmidt schreibt über seine Geliebte

Hamburg (dpa) - 68 Jahre waren Helmut und Hannelore („Loki“) Schmidt verheiratet. Sie galten jahrzehntelang als Vorzeige-Ehepaar, bis Loki im Oktober 2010 starb.

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„Eine so lange Strecke gemeinsam zu gehen, ist nur wenigen Menschen vergönnt“, schreibt der Altkanzler in seinem neuen Buch „Was ich noch sagen wollte“, aus dem der „Stern“ vorab zitiert. Und doch gab es da einen Seitensprung, wie Helmut Schmidt (96) jetzt öffentlich zugibt. „Ich hatte eine Beziehung zu einer anderen Frau“, heißt es in dem Buch des SPD-Politikers, der laut einer Umfrage von 2005 so beliebt ist, wie bis dahin kein anderer Bundeskanzler.

Wenn es um Zeitpunkt und Länge der außerehelichen Beziehung geht, bleibt Schmidt vage. Er schreibt vom „Ende der sechziger oder Anfang der siebziger Jahre“. Das Verhältnis zu der Geliebten war aber offenbar so eng, dass ihm seine Frau die Trennung anbot. Für ihn sei das eine „ganz und gar abwegige Idee“ gewesen. Laut „Stern“ blieb Schmidt mit seiner Geliebten, einer SPD-Genossin, nach der Trennung in Kontakt. Vor zwei Jahren habe er auch an der Beerdigung der Frau teilgenommen.

Gerüchte über außereheliche Affären gab es schon länger, unter anderem hatte der Journalist Klaus Harpprecht im „Spiegel“ berichtet, dass Helmut Schmidt jahrelang eine Geliebte in Hamburg gehabt habe. Er habe „die Freundin dann abgelegt, als er Kanzler wurde, weil er meinte, er könne sich das Verhältnis nicht mehr leisten“.

Mitten im Krieg - am 27. Juni 1942 - hatten Helmut und Loki geheiratet. Im Juni 1944 brachte Loki einen Sohn zur Welt, der nach acht Monaten an Hirnhautentzündung starb. Ihre Tochter Susanne wurde im Mai 1947 in Hamburg geboren.

Die Ehekrise habe später zwischen den beiden „keinerlei Rolle gespielt“, schreibt Schmidt. In einem Interview mit Reinhold Beckmann von 2005 erläuterte die damals 88-jährige Loki, warum das Paar zusammengeblieben ist: „Ich habe eins begriffen, das kann vielleicht sogar stehen bleiben: Ich bin sein Zuhause. Das hat er wörtlich so nicht gesagt, aber er hat es mir gezeigt. Und das ist ein Schatz, wenn man für den anderen Menschen ein Zuhause ist.“ Sie seien niemals verliebt in dem Sinne gewesen. „Verliebtsein ist wie ein Feuer aus Reisig und Stroh. Dreck, Not und Kummer, wie unsere Generation sie erlebt hat, verbinden mehr.“

Helmut Schmidt schreibt, für ihn sei Lokis Zuverlässigkeit das Wichtigste gewesen. Er habe sich in jeder Situation auf sie verlassen können. „Ich zögere nicht zu sagen: Loki war der Mensch in meinem Leben, der mir am wichtigsten war. Als sie im Oktober 2010 starb, war ich völlig zerstört.“ Ruth Loah (81), seine langjährige Sekretärin, mit der Schmidt heute zusammenlebt, habe ihn nach dem Tod von Loki gerettet. „Ohne diese langjährige Freundin, zu der ich seit über einem halben Jahrhundert ein vertrauensvolles, enges Verhältnis habe, hätte ich den Tod von Loki wahrscheinlich nicht überlebt.“