Herbst-Phänomene: Sauna, Kürbis, Mottenlöcher

Berlin (dpa) - Radfahren wird ungemütlich und Socken sind Pflicht. Aber der Herbst hat auch andere - schöne - Seiten. Ein Überblick über typische Herbst-Erscheinungen.

Deutschland macht das Fenster zu und zieht die Socken an. Es ist Herbst. Der hervorgekramte Wollpullover hat Mottenlöcher. Radfahren wird ungemütlich. Und Heizpilze machen das Straßenbild nicht unbedingt schöner. Aber der Herbst, der nun auch kalendarisch begonnen hat, ist auch die Zeit für andere, angenehme Dinge. Zum Beispiel diese:

Der Saunagang: An grauen und nasskalten Tagen lässt es sich schön schwitzen. Etwa 2300 öffentliche Saunen gibt es in Deutschland. Jetzt beginnt wieder die Hochsaison. Matthias Oloew von den Berliner Bäder-Betrieben formuliert das so: „Die Leute gucken aus dem Fenster und sagen: Museum oder Sauna.“ Dass man in Deutschland nackt in die Sauna geht, hat sich bei den Gästen noch nicht überall herumgesprochen. „Je touristisch interessanter Berlin wird, desto häufiger muss man die Leute darauf hinweisen, sich auszuziehen.“

Der Kürbis: Besser im Kochtopf als in der Dekoration aufgehoben. Wie kam der Kürbis eigentlich über Deutschland? Rosemarie Kolep, Redakteurin beim Magazin „Essen & Trinken“, kennt sich aus: Zum einem wurde vor einigen Jahren das Halloween-Fest hierzulande heimisch, auch waren mal Reisen nach Neu-England angesagt, wo der Kürbis verbreitet ist. Außerdem gab es eine Renaissance von alten Gemüsesorten, wie Kolep erklärt. Heutzutage habe fast jeder Verlag ein komplettes Buch über den Kürbis. „Der Kürbis bietet richtig was“, findet die Ernährungswissenschaftlerin. Neben dem Hokkaido, den man nicht schälen muss, empfiehlt sie den Butternut-Kürbis. Aktuelle Rezepte: Butternut mit Haselnussrisotto, saure Nürnberger Zipfel mit eingelegtem Kürbis oder Kürbisspalten mit Orangensauce und Zanderboulette.

Serien auf DVD:Der Herbst ist die Zeit zum Serien-Gucken daheim. Wohl seit „Dallas“ und Bobby Ewings Tod wurde in Deutschland nicht mehr so viel über Serien gesprochen wie über „Breaking Bad“. Die Serie, die jetzt als „Beste Dramaserie“ einen Emmy gewann, handelt von einem krebskranken Chemie-Lehrer, der zum Drogenkoch wird, um seine Familie zu retten. Gefragt sind auch die amerikanischen Serien „House of Cards“, „Homeland“ und „Newsroom“ oder das englische Kostüm-Drama „Downton Abbey“, wie Silvio Neubauer von der Berliner „Filmgalerie 451“ erzählt.

Die Bastelstunde:Basteln ist nur was für Kinder? Falsch. Seit einigen Jahren ist Selbermachen wieder schwer angesagt. Im Herbst werden Kürbisse, Nüsse und Kastanien mit neuen Techniken zu „modernen Hinguckern“, wie Dorothea Loritz von Dawanda erzählt. Auf der Internet-Plattform für Selbstgemachtes lässt sich beobachten, dass das Kastanien-Männchen von einst erwachsene Nachfolger gefunden hat. Zum Beispiel Schmuck aus Haselnüssen. Auch sehr beliebt: Filz-Eicheln mit echten Eichelhütchen.

Poncho und kurze Hose: Lange war der Poncho eher etwas für Südamerika-Fans. Oder für Kinokenner: Clint Eastwood trug ihn 1964 in „Eine Handvoll Dollar“. Heute ist das Woll-Cape typisch für den frühen Herbst. Ein anderes Phänomen ist die kurze Hose - die fürs Oktoberfest. „Am schönsten ist es, wenn die Lederhose über Generationen vererbt wurde“, findet das Männermagazin „GQ“. Was selten der Fall sei. „Somit ist Eintragen Pflicht, denn sie bekommt erst dann ihre Klasse, wenn sie über Jahre getragen wurde - ungewaschen natürlich. Wenn Sie ihr Leben verleihen wollen, dann nach dem Essen ruhig die fettigen Finger an ihr abwischen.“