Herzschmerz-Museum in Zagreb: Keine Chance für die Liebe
Die Überreste einst glücklicher Beziehungen zeigt Drazen Grubisic in seinem Museum. Gut für ihn: Getrennt wird sich immer.
Zagreb. Es hat nicht sollen sein. Nach vier glücklichen Jahren zerbrach die Beziehung von Olinka Vistica und Drazen Grubisic (beide 43). „Wir saßen am Küchentisch und haben diese erstaunlich sachliche Diskussion geführt“, erinnert sich Grubisic. „Wer bekommt den Fernseher? Wer darf den Küchentisch behalten?“ Dann teilten sie die Möbel auf und gingen getrennte Wege — sollte man meinen. Doch es kam ganz anders.
Die beiden Kroaten waren nicht irgendein Paar, sondern ein Künstler-Duo. Und das konnte selbst fürs Schlussmachen noch eine Verwendung finden: Machen wir ein Museum auf! Klingt verrückt, ist aber wirklich geschehen: 2006, kurz nach der Trennung, zeigten Vistica und Grubisic bei der Kunst-Biennale Zagreb ihre ersten Ausstellungsstücke — allesamt Artefakte gescheiterter Beziehungen.
„Wir haben überall im Freundeskreis gefragt, um 40 Objekte zusammenzukriegen“, erinnert sich Grubisic. „Die haben wir dann in einem Schiffscontainer ausgestellt. Es war provisorisch, aber es funktionierte.“ Das getrennt lebende, aber immer noch eng befreundete Künstler-Paar spendete auch selbst etwas: einen kleinen Aufziehhasen, der einst zum festen Beziehungsinventar gehörte. Sobald einer der beiden allein auf Reisen ging, kam der Hase ins Gepäck und wurde vor Ort fotografiert — als Erinnerung an die Heimat.
Ob Teddybär, Liebesschloss, Aphrodisiakum oder Reizwäsche: Gerade bei längeren Beziehungen sammeln sich viele Dinge an, die an die gemeinsame Zeit erinnern. Oft landen sie auf dem Müll oder in Schubladen, um den Trennungsschmerz rasch zu überwinden.
Drazen Grubisic, Herzschmerz-Experte
Das „Museum of Broken Relationships“ (zu Deutsch: Museum der zerbrochenen Beziehungen) wählt genau den anderen Weg: Durch kollektive Erinnerungen soll der Liebeskummer vergehen. Seit 2007 tourt die muntere Kollektion nun schon quer durch die Welt; vor drei Jahren eröffnete sie schließlich ihren Sitz in der kroatischen Hauptstadt Zagreb.
Der Ansturm ist riesig: Über 1200 Exponate zählen inzwischen zum Inventar. Jedes Jahr besuchen mehr als 45 000 Besucher die Herzschmerz-Ausstellung, die nach eigenen Angaben komplett ohne staatliche Fördermittel auskommt. Gleichzeitig eröffnet die Kollektion einen ungewohnten Einblick in fremde Schlafzimmer — wer ins Liebeskummer-Museum geht, wird zum Voyeur. Da gibt es Männer, die ihren Frauen „Überzieh-Brüste“ aus Gummi schenken, um sich an einem größeren Dekolleté zu erfreuen. Oder Frauen, die beim Rendezvous mit dem Liebhaber stets das eigene Hochzeitsbild umdrehen. Dazwischen mischen sich dramatische Geschichten, bei denen einem das Lachen schnell vergeht: Die große Liebe, die endete, weil der Partner starb. Die Frau, die sich das Leben nahm, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte (der wiederum das Halsband des gemeinsamen Hundes ans Museum spendete, um so seine Schuldgefühle zu überwinden).
Auch Geschichte spiegelt sich in der Ausstellung wider. Beispiel Jugoslawien: Dort wüteten im Laufe der 90er-Jahre gleich mehrere Kriege. Eine serbische Frau vermachte dem Museum ein tragbares Radio, das ihr „ein Typ namens Darko“ 1984 schenkte. „Es verkörperte aber noch eine andere schlimme Trennung“, schreibt sie in der Objekt-Erklärung. Gemeint ist die zwischen Serbien und der Nato: „Durch das Radio hörte ich, wie Belgrad bombardiert wurde.“