Hilfsflug in die Hölle von Haiti
Mediziner und Experten von Hilfsorganisationen starteten am Montag mit Hilfsgütern aus NRW.
Düsseldorf. Ausnahmezustand in Port-au-Prince: In der Hauptstadt von Haiti herrschen nach dem Erdbeben katastrophale Zustände. Bisher forderte das Beben mindestens 70.000 Opfer, die Verzweiflung unter den Überlebenden wächst. Hilfe wird immer dringender benötigt. Und die internationale Hilfswelle rollt: Vom Düsseldorfer Flughafen startete am Montag um 14.15 Uhr ein Hilfsflug in die Erdbeben-Hölle von Haiti. An Bord: 32,5 Tonnen Hilfsgüter, Ärzte, Apotheker und Koordinatoren der Hilfsorganisationen Ein Herz für Kinder, humedica, Kindernothilfe und World Vision.
"In der Hauptstadt ist fast alles zerstört. Ich selbst habe zwei Cousinen verloren, die während des Bebens in Port-au-Prince waren", sagt der haitianische Botschafter in Deutschland, Jean-Robert Saget, der eigens von Berlin nach Düsseldorf gekommen war, um das Beladen und die Abfertigung der Maschine zu beobachten. "Wir brauchen vor allem Medikamente, medizinisches Material und auch Kindernahrung."
All’ das und noch mehr wird auf dem Düsseldorfer Flughafen in den großen Bauch des Air-Berlin-Airbus A 330-200 mit der Kennung D-ALPI geladen - insgesamt 64 Euro-Paletten plus zwei Frachtcontainer. "Die Maschine ist damit voll bis an die Hutschnur, absolut am Limit", sagt Cargo-Agent Felix Brockerhoff (35), der seit Samstag Nacht die Fracht für den Hilfsflug koordiniert.
Normalerweise transportiert der zweistrahlige Air-Berlin- Langstrecken-Jet bis zu 387 Passagiere und deren Gepäck zu touristischen Fernzielen. Doch am Montag startete Flugkapitän Marc Christmann (42) den zweistrahligen Langstrecken-Jet unter der Flugnummer AB 1400 vom Düsseldorfer Flughafen zur Hilfsmission. Ziel des Zehn-Stunden-Flugs: Der Flughafen Puerto Plata in der Dominikanischen Republik. Von dort werden Helfer und Hilfsgüter mit Lastwagen zunächst bis zur haitianischen Grenze transportiert, um dann in Krankenhäusern und Notfallzentren in und um die haitianische Hauptstadt helfen zu können.
Zu den Helfern an Bord zählt auch Dr. Britta Merten (32). Die gebürtige Mönchengladbacher Ärztin arbeitet am Krefelder Helios-Krankenhaus, ist dort in der Ausbildung zur Fachärztin für Chirurgie. Merten ist Mitglied der Hilfsorganisation humedica, hatte am Tag des Erdbebens eine Notfall-SMS ihrer Hilfsorganisation erhalten und sich spontan zur Hilfe vor Ort entschlossen. "Auch mein Arbeitgeber, die Helios-Klinik, und meine Kollegen dort haben das spontan unterstützt und mich für zunächst zwei Wochen freigestellt."
Wie sich die Situation vor Ort für sie darstellen wird, weiß Britta Merten auch unmittelbar vor dem Abflug nicht: "Ich weiß nur, dass ich in einem Notfall-Lazarett in Port-au-Prince arbeiten werde. Wo und wie ich untergebracht bin - keine Ahnung." So hat sie am Wochenende für sich selbst erstmal ein persönliches Notfall-Paket zusammengestellt: Isomatte, Schlafsack, Camping-Geschirr und andere Utensilien fürs Notdürftigste. Und was sagt ihre Familie zu dem Einsatz? "Mein Freund hat mir eine SMS geschickt, dass er das mutig findet."