Hindu-Fest: Kanal wird zum heiligen Fluss

20 000 Gläubige aus ganz Europa kommen nach Hamm.

Hamm. Rund um den größten tamilischen Tempel Europas im westfälischen Hamm kommen ab heute 20 000 Hindus zu ihrem farbenfrohen Jahresfest zusammen. Höhepunkt des Tempelfestes, zu dem Gläubige vom ganzen Kontinent im deutschen Zentrum des Exil-Hinduismus erwartet werden, ist die große Prozession am 3. Juni.

Auf blumengeschmückten Wagen wird die Göttin Sri Kamadchi Ampal ("Göttin mit den liebenden Augen") - eine eindrucksvolle Messingfigur auf einem Thron aus hölzernen Tier-Statuen - den zweitürmigen Tempel umrunden. Auf dem Fest-Programm steht auch eine Prozession zum nahegelegenen Datteln-Hamm-Kanal, wo die Hindus unter der Autobahnbrücke der A2 ihre rituellen Waschungen durchführen werden.

Gegenwärtig leben in Deutschland rund 60 000 tamilische Flüchtlinge hinduistischen Glaubens. Als Folge der Eskalation des Bürgerkrieges auf Sri Lanka sind Tausende von der Insel in den 1980er und 1990er Jahren nach Europa geflohen. Sie haben bundesweit 25 Hindu-Tempel errichtet. Der mit fast 730 Quadratmeter größte steht in Hamm-Uentrop. Er wurde 2002 auf dem Gelände errichtet, wo bis vor einigen Jahren ein Hochtemperatur-Reaktor stand. Der Sri Kamdchi Ampal-Tempel beherbergt 240 Götter - unter ihnen der bekannte Elefantengott Ganesh. Alle Abbilder sind von Hand aus einem Zement-Mörtelgemisch mit Sand und Wasser geschaffen.

Im Glitzergewand thront die Göttin Kamadchi Ampal auf einem festlich dekorierten Wagen und wird von grell bemalten Tierfiguren umringt. Angeführt vom Hindu-Priester Sri Paskaran, der 1985 als Flüchtling nach Europa kam und den es nach eigenem Bekunden "auf Wunsch der Götter" nach Hamm verschlug, wollen Trommelschläger und Tempelbläser die Ankunft der Heiligen verkünden. Halbnackte Büßer, nur mit einem Lendentuch bekleidet, werden sich bei der Prozession über den Boden rollen, um nach Angaben des Priesters die Göttin wieder gnädig zu stimmen.